Wolfgang Hawly

Schweizer Notenbank treibt Finanzhäuser in den Ruin

Der „Schwarze Donnerstag“ fordert immer mehr Opfer. Viele Banken, wie etwa die polnische PKO, leiden nach dem heftigen Kursrutsch. Einige Finanzhäuser sind sogar vom Markt verschwunden.

Von Anja Ettel,

Einen Tag nach dem Schweizer Währungsschock werden an den weltweiten Finanzmärkten langsam die Folgen sichtbar: Die Verwüstungen gehen weit über die Schweizer und selbst die europäischen Börsen hinaus. Vor allem der tiefe und abrupte Fall des Euro, der am Donnerstag binnen Minuten um knapp 30 Prozent abstürzte, hat viele Finanzhäuser in erhebliche Bedrängnis gebracht oder sogar in die Pleite getrieben.

Der in Neuseeland beheimatete globale Devisenhändler Global Brokers NZ, der unter dieser Marke seine Tradingplattform Excel Markets betreibt, musste sein Geschäft aufgrund der hohen Verluste einstellen.

Auch der britische Broker Alpari, der unter anderem auch in Deutschland aktiv war, musste sich am Freitag vom Markt verabschieden. Andere Konkurrenten, etwa der größte US-Devisenbroker für Privatkunden, FXCM, sowie die britische IG Group vermeldeten ebenfalls horrende Verluste auf den Kundenkonten, die im Zweifelsfalle von den Brokerhäusern selbst getragen werden müssen und damit im schlimmsten Fall das Eigenkapital aufzehren.

Auch Hedgefonds waren betroffen. Der John Hancock Absolute Return Währungsfonds verbuchte mit einem Minus von fast neun Prozent den größten Tagesverlust seiner Geschichte. Aber auch klassische Bankhäuser sehen sich mit enormen Verlusten konfrontiert. Insbesondere polnische Banken, die viele Kredite in Franken ausgegeben haben, könnten vor hohen Abschreibungen stehen. Institute wie die Bank PKO, der größte Darlehensgeber des Landes, erlitten an der Börse kräftige Verluste. Der Aktienkurs fiel auf den niedrigsten Wert seit Mai 2013.

Unterdessen erklärte der New Yorker Broker FXCM, der allein im vergangenen Quartal Devisenumsätze im Volumen von 1,4 Billionen Dollar abgewickelt hatte, in einer Mitteilung, dass seine Kunden „deutliche Verluste“ erlitten hätten. Das habe zu einem Minus von rund 225 Millionen Dollar geführt. Der Aktienkurs des Brokers stürzte am Freitag um 88 Prozent ab und musste vom Handel ausgesetzt werden.

Die Aktie der britischen IG Group verlor in den vergangenen zwei Tagen rund sechs Prozent. Das Brokerhaus aus London schätzt seine Belastungen bislang auf rund 30 Millionen Pfund. Auch die Papiere von Gain Capital und Interactive Brokers rauschten in die Tiefe.

Normales Sicherungssystem greift nicht mehr

Die Devisen-Broker geraten vor allem deshalb in Bedrängnis, weil sie im Falle von Verlusten ihrer Kunden das entstandene Minus aus eigenen Mitteln decken müssen. Hintergrund ist, dass sich die Broker normalerweise absichern. Werden bestimmte Kursmarken durchbrochen, erfolgt ein sogenannter „Margin call“ beim Kunden. Dieser muss dann entweder Geld nachschießen, oder aber die Position wird automatisch glattgestellt.

16.01.2015 00:00:00+1,90%0,9941 CHF

„Der Absturz gestern war dermaßen brutal, dass das normale System der Absicherung nicht mehr greifen konnte“, sagt ein Branchenkenner. Tatsächlich war der Euro-Wechselkurs nach der Abkoppelung des Franken wie ein Stein in die Tiefe gestürzt. Erst kurz vor der Parität, also 15 Prozent tiefer, konnten überhaupt wieder Kurse gestellt werden.

„Normalerweise sind die Absicherungsgrenzen eng gesteckt. Beim Euro-Franken-Wechselkurs lag die erste bei 1,1990. Dummerweise konnte inmitten der Panik aber überhaupt kein Kurs festgestellt werden, weil alle nur noch raus wollten. Selbst jetzt steht noch nicht fest, wo eigentlich der erste Kurs wieder zustande kam“, so der Experte.

Wetten auf Franken waren enorm beliebt

Angesichts der Tatsache, dass die Investoren teilweise mit einem Hebel von 400 arbeiten – also jeder Gewinn und Verlust sich um diesen Wert vervielfacht – fielen auf einen Schlag monströse Verluste an, bei denen bis zur Stunde in vielen Fällen ebenfalls nicht klar ist, wer sie tragen muss.

Politik der Schweizer Notenbank
  • Euro-Bindung
  • Begründung

Viele Verträge sehen für solche Krisenfälle eine Nachschusspflicht seitens der Kunden vor. In Deutschland allerdings ist eine solche Klausel in den Verträgen nicht enthalten. Anderswo ist angesichts der immensen Verluste nicht einmal klar, ob die Kunden überhaupt in der Lage sind, ihrer Nachschusspflicht nachzukommen.

Genau das wird nun dem neuseeländischen Broker Global Brokers NZ zum Verhängnis. In einer dramatischen Mitteilung an die Kunden teilte Direktor David Johnson mit, dass sein Unternehmen die regulatorischen Anforderungen an das Eigenkapital nicht länger erfüllen könne und deshalb das Geschäft einstellen müsse.

Der Handel mit Franken sei dermaßen chaotisch gewesen, dass über Stunden hinweg niemand habe Kurse stellen können. „Das ganze Ausmaß der Schäden kommt jetzt erst ans Tageslicht. Als Management und Anteilseigner möchten wir unseren Kunden unser tiefes Bedauern kundtun und uns für die verheerende Wendung, die die Ereignisse genommen haben, entschuldigen.“

Die Wetten auf den Schweizer Franken waren bei den Kunden in den vergangenen drei Jahren extrem beliebt. Das Geschäft galt als sichere Wette, da die Schweizer Notenbank den Euro-Kurs nach unten abgesichert hatte. Jeder noch so kleine Gewinn der Gemeinschaftswährung wurde dank der immensen Hebel zum guten Geschäft.

Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIS wurden täglich Franken-Transaktionen im Volumen von umgerechnet 275 Milliarden Dollar getätigt. Das erklärt jetzt auch die dramatischen Folgen des SNB-Schocks.

„Ich wäre überrascht, wenn es nicht noch mehr Opfer geben würde“, sagte Nick Parsons, Leiter der Analyse Europa bei der National Australia Bank in London, der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Das war eine 180-Grad-Wendung der SNB. Die Leute fühlen sich verletzt und betrogen.“

Wolfgang Hawly

Erdogans großes Lügentheater: Er demonstrierte für Pressefreiheit – nun will er Facebook und Twitter sperren

 

Vor wenigen Tagen noch demonstrierte der türkische Präsident Recep Erdogan in Paris für die Meinungsfreiheit. Unter dem Motto „Je suis Charlie“ hatten sich zahlreiche Staats- und Regierungschefs versammelt, um der Opfer des grausamen Terroranschlags zu gedenken und die Meinungsfreiheit zu verteidigen.

In ihren Heimatländern ist für etliche dieser Politiker Meinungsfreiheit allerdings keine Priorität. Im Gegenteil. Insbesondere Erdogan hat schon oft versucht, kritische Berichterstattung zu verhindern. So auch jetzt wieder.

Polizei stoppt Auslieferung von Zeitung

Die linksnationalistische Zeitung „Cumhuriyet“ hatte anlässlich der neuen Ausgabe von „Charlie Hebdo“ vier Seiten daraus in einer Extra-Beilage nachgedruckt. Das regierungskritische Blatt berichtete Online, die Polizei habe die Lastwagen mit den frisch gedruckten Zeitungen in Istanbul in der Nacht zu Mittwoch gestoppt.

Nachdem die Polizei festgestellt habe, dass die Karikatur des Propheten Mohammedvon der neuen „Charlie Hebdo“-Titelseite nicht in dem Nachdruck enthalten ist, habe die Staatsanwaltschaft die Weiterfahrt erlaubt.

Bald auch Twitter- und Facebook-Verbot?

Und nun droht eine weitere Zensur. Denn es könnte bald zu einem Verbot von Twitter und sogar von Facebook in der Türkei kommen. Mit einer erneuten Zensur von Twitter würde die Türkei mit Ländern wie China, Nordkorea und Iran gleichziehen.

Der Grund: Bei Twitter sollen Hinweise auf die Fahrtrouten von türkischen Geheimdienst-Fahrzeugen öffentlich gemacht worden sein. Die Regierung droht nun alle Seiten zu sperren, die diese Informationen verbreiten. Die beanstandeten Inhalte wurden von Twitter sofort entfernt. Facebook hat noch nicht reagiert.

Alle Websites können gesperrt werden

Türkische Behörden können alle Websites ohne gerichtlichen Beschluss sofort sperren lassen. Im März des vergangenen Jahres wurde Twitter bereits gesperrt. Eine Woche später sperrten türkische Behörden auch die Video-Plattform YouTube. Auch diese Maßnahmen wurden mit angeblich veröffentlichten geheimen Dokumenten begründet.

Das türkische Verfassungsgericht hob diese Verbote allerdings kurze Zeit später wieder auf, sehr zum Ärger der Regierung.

Mohammed-Karikaturen dürfen nicht gezeigt werden

Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, hat die Regierung nun alle Internetseiten sperren lassen, die das Titelbild der neuen Ausgabe von „Charlie Hebdo“ zeigen.

Mit Material der dpa.

Quelle: Huffington Post

Wolfgang Hawly

Was Pegida und fundamentalistische Christen gemeinsam haben

 

Immer mehr sind es geworden, die Pegida-Demonstranten in Dresden, am vergangenen Montag sollen es laut Polizei 25.000 gewesen sein. Wissenschaftler und Experten versuchen hektisch herauszufinden, woher so viel Wut kommt. Wer diese „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ wirklich sind.

Sektenbeauftrager sieht Parallelen zu fundamentalen Christen

Der Sektenbeauftragte der sächsischen Landeskirche, Harald Lamprecht, sagt, zwar seien die meisten Pegida-Demonstranten religionskritisch, wie in der Region üblich. Aber er sieht teils auch partielle Übereinstimmungen mit fundamentalistischen Christen. Es gebe „sicher eine Schnittmenge zwischen fundamentalistischen Positionen innerhalb des Christentums und den Pegida-Demonstranten“, sagte Lamprecht der „Welt am Sonntag“. Da sei vor allem „die Angst vor dem Islam und vor einer Überfremdung durch vermeintlich zu viele Flüchtlinge“.

Nach Angaben der „Wams“ gelten in Sachsen 20 Prozent der Gemeinden als evangelikal, also als besonders konservativ. Die Rede ist sogar von einem „Sächsischen Biblebelt“.

Kirchen nennen Ziele von Pegida „unerträglich“

Das dürfte der Evangelischen Kirche nicht gefallen. „Es ist unerträglich, wenn Menschen da auf die Straße gehen gegen noch Schwächere“, hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, dem Deutschlandfunk gesagt. Ähnlich hatte sich auch die katholische Kirche positioniert. Während einer Demo etwa wurde die Beleuchtung am Kölner Dom abgeschaltet, um den Pegida-Leuten diese Kulisse zu versagen.

Und die evangelische Erwachsenenbildung in Sachsen hat auf der Seite „Kirche für Demokratie“ ebenfalls eindeutig Stellung bezogen:Die angebliche Islamisierung sei nur ein „Feigenblatt“, unter dem Demonstranten Nationalismus und Hass schürten. Denn dass man den radikalen Islam ablehne, brauche man nicht erst zu betonen, das sei gesellschaftlicher Konsens.

Ablehnung des Islam

Fakt ist aber offenbar, dass es unter konservative Christen eine Anfälligkeit für islamophobe Thesen gibt. In einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung wird auf Untersuchungen verwiesen, denen zufolge, Ausländerfeindlichkeit sei eine „Einstiegsdroge“ in den Rechtsradikalismus. Und Menschen mit religiösem Hintergrund zeigten Islamfeindlichkeit häufiger als andere. „Von fundamentalistischen Christen wird vor allem der Islam in Deutschland als expansiv und anti-christlich beschrieben“, heißt es da.

Die „Wams“ zitiert die Autorin der Studie, Jennifer Stange: „Für den Rechtspopulismus ist die Idee des christlichen Abendlands und die Pose des Kulturkampfs essenziell.“ Sie hat beobachtet, dass auf Pegida-Demos inzwischen auch Kreuze gezeigt würden.

Das kann man getrost als widerlich einstufen. Allerdings macht eine Sache Hoffnung: Dass sich Pegida da mit einem mächtigen Gegner angelegt hat. Es ist anzunehmen, dass sich die großen Kirchen so etwas nicht gefallen lassen werden.

Wolfgang Hawly

Diese Rechte müssen Airlines Fluggästen einräumen !

 

Keine irreführenden Lockangebote mehr: Fluggesellschaften müssen ihren Kunden bei Online-Buchungen von Anfang an den Endpreis anzeigen. Das hat der Europäische Gerichtshof klar gestellt. Was das Urteil bedeutet.

Preisangaben zu Flugverbindungen müssen bei Online-Buchungen in der Europäischen Union auf einen Blick erkennbar sein. Dies entschied der Gerichtshof der Europäischen Union(EuGH) am Donnerstag und schmetterte damit eine Revisionsklage vonAir Berlin vor dem Bundesgerichtshof ab.

Ohne Kleingedrucktes

Der Endpreis müsse bei jedem Flug von einem Airport aus der EU von Anfang an klar sein, erklärten die LuxemburgerRichter. Das gelte nicht nur für den vom Kunden ausgewählten Flug, sondern auch für alternative Verbindungen.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatte gegen das von Air Berlin 2008 eingeführte Buchungssystem geklagt, weil der Endpreis dort nicht in jedem Fall ersichtlich gewesen sei. Der Rechtsstreit landete vor dem Bundesgerichtshof, der den Fall zur Klärung an den EuGH überwies. (Az: C-573/13).

Wolfgang Hawly

Ölpreis im Sinkflug: Wie billig kann Benzin eigentlich noch werden?

Der Diesel-Preis kommt der Ein-Euro-Marke immer näher, auch E10 wird immer biliger. Viel günstiger kann es aber nicht mehr werden. FOCUS Online zeigt, wie sich die Kraftstoffpreise zusammensetzen und wer viel viel daran verdient.

Die Fahrt an die Tankstelle fällt aktuell nicht besonders schwer. Benzin und Diesel sind im Bundesdurchschnitt so günstig wie seit vier Jahren nicht mehr. In den kommenden Wochen und Monaten soll der Preis für einen Liter Diesel laut Expertenmeinungsogar auf 95 Cent fallen.

Aktuell liegt er bei 1,15 Euro, Super E10 kostet im bundesweiten Durchschnitt 1,26 Euro (stand 13. Januar).

Ölpreis müsste um 20 Dollar sinken

„Die erste Tankstelle hat bereits heute einen Preis von 99 Cent pro Liter Diesel“, sagt Andreas Hölzel vom ADACim Gespräch mit FOCUS Online. Um bundesweit auf einen Preis von unter einem Euro pro Liter Diesel zu kommen, müsste der Ölpreis nochmals um 20 Dollar sinken.

„Es tut sich noch was beim Preis. Aber einen Bundesdurchschnitt von unter einem Euro ist schwierig“, sagt der Experte.

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ADAC

Euroschwäche bremst Preisfall

Einer der Gründe für den gebremsten Preisrückgang ist, dass sich der Preis für Kraftstoffe nicht direkt am Ölpreis orientiert. Wenn der Ölpreis um 30 Prozent sinkt, sinkt der Benzinpreis zwar auch, aber nicht so stark. Das liegt auch an der momentanen Schwäche des Euros gegenüber dem Dollar – der Währung, in der Öl gehandelt wird. Mit einem stärkeren Euro würden stärker fallen.

65,4 Cent Steuern pro Liter

Der Hauptgrund, warum Benzin und Diesel nicht noch viel billiger sind, ist aber ein anderer: „Der Benzinpreis folgt dem Rohölpreis langfristig– aber nicht eins zu eins. Das liegt am festen Steuersatz„, erklärt ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV).

Am meisten profitiert nämlich der Bund vom Spritverbrauch der Deutschen. Pro verkauftem Liter Diesel zahlen Autofahrer 47 Cent Mineralölsteuer. Der Liter E10 ist noch teurer: Hier gehen 65,4 Cent als Mineralölsteuer an den Staat.

Obendrauf kommt dann noch die Mehrwertsteuer. Insgesamt sind 56,5 Prozent des Diesel- und 67,5 Prozent des E10-Preises Steuerzahlungen.

Ein Rechenbeispiel:Der Liter Diesel kostet aktuell 1,15 Euro. 65,5 Cent davon gehen insgesamt an den Staat. Bei einem Verkaufspreis von 1,26 Euro pro Liter E10-Kraftstoff bekommt der Staat insgesamt 85,7 Cent.

db Ölpreis Brent
50,86 USD
+1,02 (+2,06%)
db Ölpreis Brent - Finanzen100

So setzt sich der Preis an der Tankstelle zusammen:

Im November 2014 kostete der Liter Super E5 1,47 Euro.

So kam der Preis zustande:

– 45,49 Cent kostete der Liter Super auf dem europäischen Handelsplatz in Rotterdam

– Hinzu kamen 65,45 Cent Mineralölsteuer sowie 23,52 Cent Mehrwertsteuer

– Die Ölkonzerne kasieren 12,85 Cent

Der Liter Diesel kostete im November 1,30 Euro:

– 47,04 Cent Mineralölsteuer

– 20,9 Cent Mehrwertsteuer

– 48,88 Cent Einkaufspreis in Rotterdam

– 14,06 Cent Deckungsbeitrag

(Quelle der Berechnung: Mineralölverband).

Wolfgang Hawly

Franken-FreigabeSchweizer Börse geht in freien Fall über!

Die Freigabe des Franken durch die Schweizer Notenbank hat die Börse in Zürich am Donnerstag in den freien Fall gestürzt.

 Der Leitindex der Schweizer Börse SMI brach in der Spitze um fast 14 Prozent ein und rutschte zeitweise unter 8000 Punkte. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte überraschend den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgehoben. Der Franken gewann in der Folge zum Euro deutlich an Wert. 2Die Auflösung der Wechselkursbindung wirkt wie die Sprengung eines Staudamms“, sagte ein Börsianer. Die künstlich angestaute Franken-Schwäche entlade sich nun schlagartig in einer Aufwertung der Schweizer Währung.

An der Börsein Zürichkam es zu schweren Kursturbulenzen: Im 20 Unternehmen umfassenden Leitindex SMI rutschten mit Ausnahme des Telekomkonzerns Swisscom alle Werte massiv ab. Die Anteile am Luxusgüterhersteller Richemont brachen um 15,61 Prozent auf 74,85 Franken ein. Der Uhrenhersteller Swatch verlor mehr als 13 Prozent. Stark auf den Export ausgerichtete Unternehmen bekommen bei einem stärkeren Franken Probleme.

Wolfgang Hawly

Deutschland schuldet Athen elf Milliarden aus Zwangskredit

Es sind Gelder für die Besatzung im Zweiten Weltkrieg: Deutschland soll Griechenland einem vertraulichen Bericht zufolge elf Milliarden Euro aus einer Zwangsanleihe schulden. Gleichzeitig wird ein weiterer Schuldenschnitt für Athen immer wahrscheinlicher. Bis zu 160 Milliarden Euro müssten dem Land erlassen werden.

Deutschland soll Griechenland einem vertraulichen Bericht des griechischen Rechnungshofs zufolge elf Milliarden Euro aus einer Zwangsanleihe aus dem Zweiten Weltkrieg schulden. Dies berichtete die Athener Sonntagszeitung „To Vima“ unter Berufung auf den Bericht, der letzte Woche der griechischen Regierung vorgelegt wurde.

Den mit der Anleihe verbundene Zwangskredit in Höhe von ursprünglich 476 Millionen Reichsmark hatte die griechische Zentralbank 1942 der Deutschen Reichsbank gewährt. Das Geld wurde verwendet, um die Besatzungskosten zu decken. Die griechische Regierung hatte im Frühjahr eine Sonderkommission gebildet, die mögliche Forderungen aus dem Zweiten Weltkrieg konkretisieren sollte.

Deutsche Wirtschaft will Griechenland im Euro halten

Unterdessen stärkte die deutsche Wirtschaft in der Debatte um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone Athen den Rücken. „Es muss unser Ziel sein, Griechenland in der Euro-Zone zu halten“, sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer der „Welt am Sonntag“. „Griechenland hat seine Bereitschaft unter Beweis gestellt, harte, umfassende Reformen anzugehen.“ Nun gelte es, diesen schweren, aber notwendigen Weg fortzusetzen.

Im Video: Griechen bejubeln Neuwahlen – „Endlich werden wir diese Blutsauger los“

Thomson Reuthers bejubeln Neuwahlen: „Endlich werden wir diese Blutsauger los“

Derweil wird weiter über neue Hilfen spekuliert, die für das hoch verschuldete Krisenland nötig werden könnten. Griechenland hat bereits zwei internationale Hilfsprogramme mit Milliardenkrediten bekommen – und zusätzliche Erleichterung durch einen Schuldenschnitt. Mit dem Schnitt mussten im Jahr 2012 private Gläubiger wie etwa Banken auf Forderungen in Milliardenhöhe verzichten.

Weiterer Schuldenschnitt unausweichlich

Einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ zufolge wächst allerdingsin Brüssel die Überzeugung, dass ein weiterer Schuldenerlass nötig wird. „Ein Schuldenschnittin Griechenlandist unausweichlich, weil das Land sonst mit seiner Schuldenlast nicht fertig wird“, zitiert das Blatt hohe EU-Kreisen, die mit den Beratungen über Griechenland vertraut seien.

Als Größenordnung für den Schuldenschnitt werde „ein Drittel bis die Hälfte der Staatsschulden“ genannt. Die Gesamtschuld Griechenlands liegen derzeit bei rund 320 Milliarden Euro. Davon befinden sich 80 Prozent in der Hand öffentlicher Gläubiger.

Linksbündnis führt die Umfragen an

In Griechenland wird am 25. Januar ein neues Parlament gewählt. Die konservative Nea Dimokratia des Regierungschefs Antonis Samaras liegt in den Umfragen an zweiter Stelle. Führend ist das oppositionelle Linksbündnis Syriza unter Alexis Tsipras, das den Bürgern eine Neuverhandlung der Sparabkommen verspricht, die Griechenland eingehen musste, damit die EU-Partner und der IWF das Land mit 240 Milliarden Euro Notkrediten vor der Pleite bewahren.

Samaras versprach am Samstag in einer landesweit ausgestrahlten Wahlkampfrede für die kommenden sechs Jahre 770.000 neue Arbeitsplätze. Zuletzt lag die Arbeitslosenquote in Griechenland bei knapp 26 Prozent. Durch die Fortsetzung des Reformkurses in Griechenland sollen die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und Investitionen angelockt werden. Außerdem stellte Samaras schrittweise Steuererleichterungen und eine umfassende Reform des Sozialsystems in Aussicht. „Und das ohne neue Defizite.“

Wolfgang Hawly

Volksherrschaft ohne Volk                                                                                           Warum keinen Menschen mehr interessiert, was in der Politik passiert

Jüngst hat eine Studie gezeigt: Das Interesse am politischen Geschehen hat einen regelrechten Absturz erlebt. Eine gefährliche Entwicklung. Wer hat Schuld? Auch Angela Merkel, sagt FOCUS-Online-Experte Hubert Kleinert. Aber sie ist längst nicht die einzige.

Was wir länger schon ahnten, ist mit der neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung Gewissheit geworden: Die große Mehrheit der Bundesbürger lässt völlig kalt, was sich im Bundestag, dem theoretisch wichtigsten Organ der deutschen Demokratie, abspielt. Gerade mal ein Viertel der Zeitgenossen hat im Laufe eines Jahres wenigstens eine Debatte verfolgt.

Die Hälfte der Befragten weiß noch nicht einmal, wer derzeit in Deutschland die parlamentarische Opposition stellt. Besonders aufschlussreich ist dabei der Vergleich: Vor 30 Jahren hatten noch fast zwei Drittel der Bürger wenigstens gelegentlich an der parlamentarischen Streitkultur Anteil genommen.

Der Souverän kann sich besser informieren – tut er aber nicht

Selten haben wenige Fragen einer empirischen Erhebung so eindringlich klargemacht, welchen dramatischen Abstieg das Interesse am politischen Geschehen in den Institutionen der repräsentativen Demokratie in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Von 63 auf 27 Prozent – ein regelrechter Absturz des öffentlichen Interesses.

Eigentlich unfassbar, wo sich doch die politischen Informationsmöglichkeiten in dieser Zeit vervielfältigt haben. 1984 gab es keine Webseiten des Bundestages, keine online-Dienste, die nahezu jeden Parlamentsvorgang jederzeit abrufbar machen. Heute kann sich der Souverän viel besser und viel umfassender über alles informieren, was sich im politischen Berlin abspielt. Aber er tut es nicht.

Wie wird Bundestag spannender?

Nun wird diskutiert, wie die Abläufe im Bundestag spannender gemacht werden könnten. Vor längerem schon hatte die Opposition die Einführung einer „Prime Minister Question Time“ nach britischem Vorbild gefordert. Ein Vorschlag, der von der Union umgehend abgebügelt worden war.

Mag sein, dass solche Ideen jetzt neue Chancen bekommen. Die Autoren der Studie haben ja auch durchweg löbliche Vorschläge gemacht, die in diese Richtung zielen. Unterstützung durch den Bundestagspräsidenten werden sie sicher bekommen.

Über den Experten

Hubert Kleinert zählte zu den ersten Grünen-Abgeordneten im Bundestag. Im Jahr 2000 wurde der Weggefährte von Joschka Fischer Landeschef der Grünen in Hessen. 2002 wechselte er an die Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung in Gießen, wo er die Professur für Politische Wissenschaft, Verfassungsrecht, Soziologie und Psychologie sowie Europa innehat.

Ignoranz der Bevölkerungsmehrheit

Ob aber dadurch der abschüssige Trend des sich ausbreitenden mauligen Desinteresses an der Politik in der Gesellschaft tatsächlich gestoppt werden kann, muss jedoch bezweifelt werden. Denn man wird kaum davon ausgehen können, dass die wachsende Ignoranz des Wählervolks allein der Debattenkultur unter den Volksvertretern gilt.

Zwar trifft es zu, dass manche Streitthemen heute eher in die Talkshows abgewandert sind. Doch die festgestellte Ignoranz einer Bevölkerungsmehrheit reiht sich ein in eine Fülle weiterer Anzeichen eines wachsenden Bedeutungsverlusts der Politik: stark gesunkene Mitgliederzahlen besonders in den Volksparteien, Überalterung des verbliebenen Personals, rückläufige Wahlbeteiligung, Ansehensverlust von Politik und Politikern in der Gesellschaft, Zweifel an der Problemlösungskompetenz jeder Politik.

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So gut wie alles spricht dafür, in den Zahlen der Bertelsmann-Studie nur den besonders zugespitzten Ausdruck einer generellen Abstinenz von Politik jedenfalls im Rahmen des repräsentativen Systems zu sehen.

„Politikverdrossenheit“ war 1992 Wort des Jahres

Es liegt schon mehr als 20 Jahre zurück, dass erstmals ernsthafte Anzeichen abnehmenden Interesses registriert wurden. „Politikverdrossenheit“ hieß 1992 (!) das Wort des Jahres. Seither sind Phänomene wie rückläufige Wahlbeteiligungsraten und dramatisch gesunkene Mitgliederzahlen der Parteien immer wieder einmal diskutiert worden.

Aber genauso häufig ist alsbald wieder Alltagsroutine eingezogen. Schließlich gehen ja die meisten Leute noch immer wenigstens zur Bundestagswahl. Und wenn ein Oberbürgermeister bei einer Wahlbeteiligung von 30 Prozent ins Amt kommt, ist das nicht schön. Aber gewählt ist eben gewählt und nach knapper Demonstration des Bedauerns folgt schnell das „buisness as usual“.

Krise? Manch Koryphäe dementiert

Trotz empirisch eindeutiger Anzeichen wachsender Partizipationsmüdigkeit und politischer Apathie gibt es bis heute nicht einmal in der Politikwissenschaft einen analytischen Grundkonsens zu diesen Entwicklungen. Im angloamerikanischen Raum diagnostizieren theoretisch orientierte Autoren längst das Ende der repräsentativen Demokratie. Politikwissenschaftler Colin Crouch spricht gar von einer „Postdemokratie“. In ihr funktionierten zwar noch die demokratischen Institutionen formal. In Wahrheit seien sie aber längst ausgehöhlt, weil echte Richtungsentscheidungen durch die Wählerschaft gar nicht mehr stattfänden.

Hierzulande finden sich dagegen noch immer Koryphäen der Fachdisziplin, die dementieren, dass von Krise überhaupt zu sprechen sei. Da wird dann Kritikern eine unziemliche Fixierung an die „Überpolitisierung“ früherer Jahrzehnte vorgehalten, der gegenüber die vielen Anzeichen von Desinteresse und Beteiligungsmüdigkeit nur die „Rückkehr zur Normalität“ darstellten. Mitunter wird Wahlabstinenz gar als Anzeichen von Zufriedenheit bewertet. Nicht wirklich besorgniserregend – so fällt dann die Mehrzahl der Befunde der Kollegen aus.

Die Politikwissenschaft hat keine Antworten

Man ist versucht, vom Versagen einer Wissenschaftsdisziplin zu sprechen. Denn während seit den 1990er-Jahren viele Millionen an Forschungsgeldern in hochartifizielle und immer verstiegenere Modelle zur Analyse von Wählerverhalten ausgegeben worden sind, haben viele empirisch ausgerichtete Politikwissenschaftler nicht einmal wahrgenommen, wie sehr sich der Gegenstand ihrer Untersuchungen seither gewandelt hat.

Bis heute liegt keine empirisch gehaltvolle Studie vor, die den Abstieg der Politik in der Gesellschaft jenseits von Hypothesen überzeugend zu erklären vermag.

Schuld wird Politikern in die Schuhe geschoben

Nur zu gerne wird in dem, was wir Öffentlichkeit nennen, bis heute auf den Eigenanteil von Politik und Politikern verwiesen. Politiker wirkten mit Skandalen und Skandälchen wesentlich an Ansehensverlust und Desinteresse mit, heißt es gerne.

Hinzu käme die moderne Ununterscheidbarkeit der Parteien, die sich fast alle immer mehr in der Mitte tummelten. Wozu sich beteiligen, wenn doch alle im Wesentlichen dasselbe wollten.

Jahrzehnte vor 1990 waren keineswegs skandalfreier

So wenig zu bestreiten ist, dass die wachsenden Schwierigkeiten zur Differenzierung verschiedener politischer Richtungen in der Politikwahrnehmung der Gesellschaft tatsächlich eine erhebliche Rolle spielt, so vordergründig ist das beliebte Argument vonEgoismusund Eigensüchtigkeit des politischen Personals. Schließlich waren die Jahrzehnte vor 1990 keineswegs skandalfreier als heute, im Gegenteil. Manches Fehlverhalten und manche Affären, die heute politische Karrieren beenden, ließen sich in früheren Epochen der Bundesrepublik kommod überstehen.

Medien werden zu wenig in die Pflicht genommen

In krassem Missverhältnis zu den vielen Betrachtungen, die die Ursachen für den Bedeutungsverlust des Politischen vor allem der Politik selber anlasten, stehen Analysen, die das Wechselverhältnis von Politik, Medien und strukturellen Wandlungen der Gesellschaft in den Blick nehmen. Ganz besondere Zurückhaltung wird dabei in aller Regel bei der Rolle der Medien geübt. Mag dies bei Politikern noch verständlich sein, weil diese sich vor schlechter Presse fürchten, so ist dies im Bereich der Wissenschaft höchst befremdlich.

Im Video: Kanzlerin bezieht klare Position im Ukraine-Konflikt

Dabei liegt doch auf der Hand, dass mindestens zwei große Einschnitte die Struktur von Öffentlichkeit, deren Teil Politik und ihre Wahrnehmung ja nun einmal ist, im letzten Vierteljahrhundert verändert haben: Die Einführung des Privatfernsehens 1984, seine flächendeckende Durchsetzung Anfang der 1990er-Jahre sowie der Siegeszug desInternetseit der Jahrtausendwende.

Freizeitverhalten hat sich verändert

Nimmt man hinzu, dass die Auflösung des Ost-West-Konflikts die Eindeutigkeit der bis dahin bestehenden dichotomischen Anordnung des politischen Raumes im Rahmen von Links-Rechts-Koordinaten schwieriger gemacht hat und der von den Soziologen schon in den 1980er-Jahren diagnostizierte Prozess der „Individualisierung“ Werthaltungen und Orientierungsmuster der Menschen ebenso verändert hat wie ihr Freizeitverhalten, so sind damit die vier entscheidenden Rahmenbedingungen genannt, die auf die Politik und ihre gesellschaftliche Wahrnehmung eingewirkt haben.

Siegeszug des Privatfernsehens führte zu Quotenherrschaft

Mit dem Siegeszug des Privatfernsehens und der privatenRadiosenderwar die bald immer weiterreichende Dominanz der unterhaltenden gegenüber den informierenden Programmbestandteilen verbunden. Das hat zur Herrschaft der Quote auch in den öffentlich-rechtlichen Medien, zur quantitativen Ausdünnung der informierenden Programmbestandteile und in der Folge auch zu qualitativen Veränderungen in den verbleibenden Informationssendungen geführt. Jene werden seither schriller und unterhaltender präsentiert.

Alles soll Event werden

Neben den Folgen des insgesamt gesunkenen Informationsangebots ist hier auch die veränderte Tonlage medialer Politikberichterstattung bedeutsam, die deutlich kritischer geworden ist. Das betrifft insbesondere den Bereich individuell zurechenbaren, wirklichen oder vermeintlichen Fehlverhaltens von Politikern.

Vorangetrieben wurde dieser Wandel zur Eventisierung des Politischen durch die wachsende Konkurrenz um Geld und Einschaltquoten. Demgegenüber hat der klassische, auf Seriosität bedachte Printjournalismus mit Sachinformation und Hintergrundanalyse an Bedeutung verloren.

Politische Urteilsfähigkeit wird nicht gefördert

Mit der technischen Revolution des Internet haben sich trotz aller faszinierenden Möglichkeiten der raschen Informationsbeschaffung und vervielfältigter Beteiligungschancen diese Tendenzen in der Summe noch beschleunigt. Dies zeigt sich nicht nur an der Dominanz der Internetangebote mit werbendem und unterhaltendem Charakter, sondern auch an der dem Medium inhärenten Tendenz zur Verkürzung und Simplifizierung der informierenden Angebote.

Statt Interpretations- und Sinndeutungsangeboten liefert das, was Öffentlichkeit heute mehr und mehr ausmacht, Aufregungskonjunkturen, Personality-Geschichten und Informationshäppchen ohne inneren Zusammenhang. Politische Urteilsfähigkeit entsteht so eher nicht.

Politik ist auch selbst schuld am Niedergang

Die Rückwirkungen veränderter Medienstrukturen und veränderten Freizeit- und Konsumverhaltens auf Politik und ihre gesellschaftliche Wahrnehmung können hier nur angedeutet werden. Es soll auch nicht bestritten werden, dass auch in der Politik selbst Ursachen für den Niedergang zu suchen sind.

Im Video: Hier schreien halbnackte Krieger Kanzlerin Merkel an

FOCUS OnlineHier schreien halbnackte Krieger Kanzlerin Merkel an

Sicher leistet hier auch die Strategie der Union und namentlich der Kanzlerin, mit einer Art „Entpolitisierung des Politischen“ durch eine Mischung aus Umarmungsstrategie der politischen Konkurrenz in der Sache und Inszenierung eines bescheidenen, gleichwohl hochgradig personalisierten Politikstils die eigene Machtabsicherung zu betreiben, ihren Beitrag. Aber dass all die strukturellen Ursachen für den Bedeutungsverlust der Politik über viele Jahre so wenig in den Blick genommen worden sind, verwundert schon.

Briten als Vorbild

Es ist sicher nicht verkehrt, der gähnenden Lageweile, die das Bundestagsplenum inzwischen verbreitet, einen gehörigen Schuss britischer Debattenkultur zu verpassen. Wer einmal die „Prime Minister’s Question Time“ in den Hallen von Westminster Abbey erlebt hat, wird da kaum widersprechen können. Der Bundestag sollte das tun.

Ob die Abwärtsspirale der Politik in der Gesellschaft dadurch dauerhaft gestoppt werden kann, darf freilich bezweifelt werden. Dazu sind die Ursachen für die erschreckende Gleichgültigkeit des Souveräns gegenüber seinen auf Zeit gewählten Vertretern zu tief in den gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte verwurzelt.

Eine Volksherrschaft ohne Volk ist hochproblematisch

Demokratie, so wird es in der Schule gelehrt, bedeutet Volksherrschaft. Das Volk delegiert die Verantwortung für die politischen Entscheidungen an auf Zeit gewählte Repräsentanten. An Abgeordnete, die in Konkurrenz von Personen und Programmen vor die Wähler treten, die mit der Wahl gleichermaßen Personal- wie Sachentscheidung treffen.

Das kann nur funktionieren, wenn die Wähler als Souverän ein gewisses Mindestmaß an Interesse gegenüber dem aufbringen, was die Gewählten so treiben. Wenn sie das nicht mehr tun, weil ihnen das zu langweilig oder anderes wichtiger ist, haben wir ein Problem. Eine Volksherrschaft ohne Volk hat die Demokratie nicht vorgesehen.

Wolfgang Hawly

iPhone 7: Mit diesen Features wird es ein Killer-Phone

Konzeptdesign: So könnte das nächste Apple-Smartphone aussehen

Konzeptdesign: So könnte das nächste Apple-Smartphone aussehen(© 2014 Behance/Grisha Serov)
Noch dauert es fast ein Jahr, bis Apple die nächste iPhone-Generation präsentieren wird. Bereits jetzt wird aber schon heiß diskutiert, welche Funktionen das kommende Apple-Smartphone mitbringt. Wir fassen den aktuellen Informationsstand zusammen und sagen, welche Features vorstellbar sind – und welche technisch bald möglich sein werden.

iPhone 7 statt iPhone 6s

iPhone 3GS, iPhone 4s und iPhone 5s: Seit nunmehr sechs Jahren folgt auf die Einführung einer neuen iPhone-Generation rund ein Jahr später ein „s“-Modell  mit überarbeiteter Hardware und neuen Funktionen. Lediglich in Zwei-Jahres-Abständen präsentierte Apple gänzlich neue Modellreihen. Mit der kommenden iPhone-Generation könnte sich dies nun ändern. So wird derzeit diskutiert, dass Apple auch aus psychologischen Gründen im kommenden Jahr gleich zum iPhone 7 übergehen wird, um nach dem großen Verkaufserfolg der iPhone-6-Modelle mit einem „iPhone 6s“ im nächsten Jahr beim Anwender nicht den Eindruck eines eher geringfügigen Updates zu hinterlassen. Dies erscheint durchaus im Bereich des Möglichen, würde Apple aber auch unter einen gewissen Druck setzen, das Design seiner Modelle erneut zu überarbeiten, gingen doch bislang mehr oder weniger umfangreiche Gehäuseänderungen meist mit einer namentlich neuen iPhone-Generation einher.

Darüber hinaus ist es denkbar, dass Apple in den kommenden Jahren die Nummerierung der iPhone-Generationen gänzlich einstellen und zu einem anderen Namensschema übergehen wird. Denn auch Apple wird vermutlich darüber nachdenken, dass „iPhone 12“ oder „iPhone 13“ weniger nach Innovation und State-of-the-Art-Technologie als nach langweiliger Selbstkopie klingt.

Die passende Größe für jeden

Nach einer Analyse der iPhone-6-Verkäufe in den USA in den ersten 30 Tagen nach der Markteinführung soll das iPhone 6 Plus etwa ein Viertel aller über den Ladentisch gegangen neuen iPhones ausmachen. Das kleinere iPhone 6 würde sich somit deutlich besser verkaufen, steht dabei aber gleichzeitig stärker in der Kritik als sein großer Bruder – vom fragwürdigen „Bendgate“ einmal abgesehen. Sowohl Anwender als auch Journalisten vertreten verschiedene Ansichten, wenn es um die Frage geht, ob die Größe des iPhone 6 nun eine mehr oder weniger komfortable (Einhand-)-Bedienung ermöglicht oder nicht. Auch wir bei CURVED sind diesbezüglich nicht unbedingt immer einer Meinung, wie hier und hier nachzulesen ist.

Gefühlt melden sich aber nun tatsächlich mehr Kritiker als Befürworter der 4,7-Zoll-Größe des iPhone 6 zu Wort, was die Überlegung nahelegt, dass Apple mit dem iPhone 7 sogar einen Schritt in Sachen-Display-Größe zurückgehen könnte. Nicht, indem das iPhone 6 oder gar das iPhone 6 Plus durch ein kleineres Modell ersetzt wird – aber durch die Einführung eines weiteren Modells, das möglicherweise wieder das 4-Zoll-Display des iPhone 5 und 5s bietet. Sicher: Das iPhone 5s selbst ist derzeit sowieso noch erhältlich (und wird es auch zumindest bis Ende 2015 möglicherweise bleiben), aber ein neues „Mini“-iPhone müsste 2015 dann doch einige technologische Features zumindest des iPhone 6, wie etwa den A8-Prozessor oder die NFC-Unterstützung für Apple Pay, bieten.

Mit möglicherweise drei verschiedenen iPhone-7-Modellen könnte Apple also auch diejenigen Käufer gewinnen, die in diesem Jahr lieber bei Ihrem 4-Zoll-iPhone geblieben sind. Die weitere Segmentierung des iPhone-Portfolios würde dabei für Apple zudem kein Problem (mehr) darstellen – die Zeiten, in denen man gerade die besonders schmale Modellpalette einer Geräteklasse als Feature vermarktete sind schon länger vorbei. Bleibt nur die Frage, ob sich ein weiter aufgefächertes iPhone-Angebot auch produktionstechnisch für Apple rentabel genug umsetzen ließe.

Die Zukunft ist dreidimensional

Das nächste iPhone muss mindestens ein neues – so abgenutzt der Begriff auch sein mag – „Killer-Feature“ besitzen, ähnlich wie seinerzeit Touch ID, Siri oder mit Abstrichen auch die Einführung von NFC. In der Gunst der iPhone-Propheten weit vorn liegt dabei derzeit die Einführung eines 3D-Displays. Eine solche Bildschirmtechnologie im iPhone müsste aber zumindest einen nachvollziehbaren praktischen Nutzen bieten, der es Apple ermöglicht, das iPhone deutlich gegenüber Konkurrenzprodukten abzusetzen, die bereits früher mit solchen Technologien aufwarten konnten. Es muss also mehr als die optische „Spielerei“ sein, als die zum Beispiel der 3D-Bildschirm des Amazon Fire Phone vielfach betrachtet wird – oder zumindest qualitativ ausgereifter.

Eine Möglichkeit solch einen Mehrwert zu erreichen, sind sogenannte Lichtfeld-Displays, die hologrammähnliche Bilder erzeugen. Mit solchen von einem Smartphone generierten Bildern ließen sich dabei nicht nur die Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen effektiv beeindrucken, sie haben gegenüber „gewöhnlichen“ 3D-Effekten zum Beispiel auch den tatsächlichen Vorteil, dass sie mehr oder weniger unabhängig vom Betrachtungswinkel sind. Was immer noch nach absoluter Zukunftsmusik klingt, scheint dabei tatsächlich auch für Smartphones nicht mehr in allzu weiter Ferne zu sein. So geht Dr. Hussein S. El-Ghoroury, der bereits seit rund zehn Jahren mit dem Start-up-Unternehmen Ostendo Technologies in Kalifornien an Mini-Projektoren zur Erzeugung von 3D-Bildern arbeitet, davon aus, dass in zwei bis drei Jahren qualitativ hochwertige Lichtfeld-Displays in Smartphones und anderen Geräten bereits verbreitet sein werden. Wie das Wall Street Journal in diesem Jahr in einem Artikel über Ostendo berichtete, sollen die ersten 3D-fähigen Mini-Projektoren, die mit Linse nur etwa die Größe der im iPhone verwendeten Kamera besitzen, bereits in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres gefertigt werden.

Ob Apple nun also tatsächlich bereits im iPhone 7 auf eine solche Technologie setzen wird, ist natürlich fraglich. Tatsache ist jedoch, dass gerade Bildschirmtechnologien einen großen Raum für die Weiterentwicklung von Smartphones bieten. Apple selbst wurde bereits ein Patent bezüglich eines „Interactive holographic Display Device“ zugesprochen, das – wie der Name schon andeutet – sogar die Interaktion mit Projektionen erlaubt, also zum Beispiel das Bewegen von Objekten. Der nächste große Schritt in Sachen Display-Technologie für das iPhone könnte also näher sein, als derzeit vielleicht noch vorstellbar ist.

Größter Entwicklungssprung der iPhone-Kamera

Eindeutig erwartet werden kann natürlich einmal mehr eine verbesserte Kamera im nächsten iPhone. Bereits beim iPhone 6 und früheren Modellen hat Apple sehr viel Wert auf die Betonung neuer Kamerafunktionen gelegt, da das Smartphone eine zusätzliche Digitalkamera für zahlreiche Anwender bereits ersetzt hat. Eine Quelle von John Gruber, unter anderem Betreiber des berühmten Technologie-Blogs Daring Fireball, soll diesem nun zugetragen haben, dass die Kamera im kommenden iPhone den größten technologischen Sprung bislang darstellen könnte. Die Rede ist in diesem Zusammenhang von einem Zwei-Linsen-System, das Aufnahmen in DSLR-Qualität ermöglichen soll. Leider sind in diesem Zusammenhang derzeit jedoch keine weiteren technischen Details bekannt. Weiterhin wird aber vermutet, dass Sonys für Anfang 2015 angekündigter Bildsensor Exmor RS IMX230, der 21 Megapixel und ein Phasenautofokussystem bietet, eine Option für das iPhone 7 darstellen könnte. Immerhin setzte Apple schon in der Vergangenheit auf Sony-Sensoren für das iPhone. Ein mehr oder weniger exklusiver Einsatz des Sensors im kommenden Z3-Nachfolger von Sony erscheint jedoch wahrscheinlicher. Aber so oder so: Die Zeit für einen großen Entwicklungssprung der iPhone-Kamera ist tatsächlich gekommen.

Wasserstoff-Brennstoffzelle im Handy?

Was wünschen wir uns alle für das iPhone 7? Genau: eine weiter verbesserte Akkulaufzeit. Bereits Mitte des Jahres sorgte ein Bericht der Daily Mail für Aufsehen, Apple würde mit dem Britischen Unternehmen Intelligent Energy zusammenarbeiten, um langfristig Brennstoffzellen als Energiequelle in mobilen Geräten einsetzen zu können. Solche Brennstoffzellen können zum Beispiel Wasserstoff in elektrische Energie umwandeln, aber genau hier liegt auch das Problem wenn es um die Brennstoffzelle als Akku-Ersatz geht. Brennstoffzellen müssen regelmäßig betankt und können nicht einfach aufgeladen werden wie ein klassischer Akku. Eine realistische Nutzung als Batterieersatz in Mobilgeräten erscheint quasi unmöglich. Aber: als Ersatz für das Netzteil oder als externer Energielieferant für unterwegs sind Brennstoffzellen nutzbar. So ist mittlerweile mit Upp von Intelligent Energy auch eine erste Brennstoffzelle für die Energieversorgung von Mobilgeräten in Großbritannien erhältlich. Diese soll einem Smartphone eine Woche zusätzliche Laufzeit bieten – ohne aufgeladen werden zu müssen. Ist eine Upp-Kartusche leer, muss sie erneut an einer Ladestation betankt werden. Diese Ladestationen sollen sich über die zugehörige App einfach finden lassen.

Fazit

Klar, man kann nur spekulieren, wenn es um das kommende iPhone geht. Einige zukünftige Funktionen und Merkmale sind allerdings wahrscheinlicher als andere. Und manchmal sind sogar zunächst abseitig anmutende Features, wie ein Bildschirm der hologrammartige 3D-Projektionen ermöglicht, bei genauerer Betrachtung gar nicht mehr so unwahrscheinlich – auch wenn eine solche Technologie vielleicht erst im iPhone 8 zum Einsatz kommen könnte.

Wolfgang Hawly

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