Süße Briefe an Wulff: So hemmungslos schmeichelte sich Maschmeyer ein
Carsten Maschmeyer ist stolz auf sein enges Verhältnis zu mächtigen Politikern wie Christian Wulff. Ein neues Buch zeigt nun, wie viel der frühere AWD-Chef wirklich auf dieses „Beziehungskonto“ einzahlte – und wie hemmungslos er sich bei Wulff einschleimte.
Letztlich war es Carsten Maschmeyer, mit dem der ganze Ärger fürChristian Wulfflosging. Hatte der spendable Unternehmer dem Politiker Geld für den Kauf seines Klinkerhauses in Großburgwedel geliehen? Der Verdacht war ebenso hartnäckig wie falsch – und führte auf Umwegen schließlich zum Rücktritt des Bundespräsidenten.
Zwar stammte derKreditvon jemand anderem. Doch bei ihren Recherchen waren Journalisten auf so viele Merkwürdigkeiten im Verhältnis von Wulff zu seinen reichen Freunden gestoßen, dass dieser sich nicht als Staatsoberhaupt halten konnte.
Prinzip des Gebens und Nehmens
Viele dieser Merkwürdigkeiten hängen mit dem einstigen Chef des Finanzvertriebs AWD zusammen. Das Buch „Geld Macht Politik“ zeigt nun, wie zielstrebig sich Maschmeyer an den CDU-Politiker heranwanzte – und wie gekonnt er das Prinzip des Gebens und Nehmens durchsetzte. Die „Stern“-Journalisten Wigbert Löer und Oliver Schröm haben mit der Hilfe von Whistleblowern Tausende Dokumente über das Wirken des Carsten Maschmeyer zusammengetragen.
Der Selfmade-Millionär versteht sich glänzend darauf, die Bedürfnisse von Leuten zu erkennen und zu befriedigen. BeiChristian Wulffscheint er das Streben nach Anerkennung als elementares Bedürfnis ausgemacht zu haben.
Ein Vorbild für Sportler und Manager
„Wir können nur erahnen, mit wie viel Begeisterung, Kraftanstrengung, Siegeswillen und Beharrlichkeit Sie Ihr Ziel, Ministerpräsident zu werden, erreicht haben“,zitieren die Autoren aus einem Brief, den Maschmeyer nach der niedersächsischen Landtagswahl an Wulff diktierte. Er gratuliert darin nicht nur zum„grandiosen Wahlsieg“, sondern schmeichelt dem CDU-Politiker weit darüber hinaus:„Viele Sportler können sich Sie im Bezug auf Ihren Einsatz zum Vorbild nehmen, und viele Manager würden mit solchen Eigenschaften bessere Zahlen in ihrem Unternehmen erreichen.“
Von Anfang an etabliert Maschmeyer demnach ein Prinzip, das er selbst als „Beziehungskonto“ bezeichnet. Darauf müsse man zunächst viel einzahlen, um später davon abheben zu können. Es sei „ein Bild dafür, dass man mit Kontakten in gewissen Phasen beruflich besser vorankommt“.