Wolfgang F. Hawly

 

Preis-Wahnsinn:                                                                                                                   So explodierten die Kosten für einen Neuwagen seit 1980 !

Von 2005 bis 2015 ist der durchschnittliche Neuwagenpreis um fast 6000 Euro gestiegen. Vergleicht man die Preise mit Daten aus den 80er Jahren, wird die Kosten-Explosion noch deutlicher. Der SUV-Erfolg zeigt: Die Käufer zahlen die höheren Preise gerne.
28.153 Euro! Soviel wie noch nie geben Deutsche im Schnitt für ein neues Auto aus. Der durchschnittliche Neuwagen-Preis nähert sich langsam dem durchschnittlichen Jahresverdienst, der derzeit in Deutschland bei rund 35.000 Euro liegt. “Es wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2015 pro Neuwagen 964 Euro oder 3,5 Prozent mehr ausgegebenen als im Jahr 2014″, sagt Automarkt-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Porsche hat die teuersten, VW ist Mittelmaß

Bei einer Inflationsrate (Verbraucherpreisindex) im ersten Halbjahr von 0,24 Prozent haben die Autokäufer ihre Neuwagenausgaben kräftig gesteigert. Schlüsselt man die Preise nach den einzelnen Marken auf – Kleinserienhersteller oder Exoten-Marken außen vorgenommen – ergibt sich folgendes Bild:

  • Mit einem Durchschnittspreis von fast 90.000 Euro verkauft Porsche die teuersten Autos.
  • Mit großem Abstand folgen Mercedes (42.855 Euro), BMW (41.659 Euro) und Audi (40.595 Euro).
  • Mit 25.508 Euro liegt die Marke VW unterhalb des Gesamtdurchschnittes.
  • Die günstigsten Durchschnittspreise eines deutschen Herstellers hat Opel mit 19.994 Euro.
  • Die günstigste Marke überhaupt ist Dacia (11.837 Euro). Das heißt aber auch: Selbst die erfolgreiche Billigmarke verkauft in der Realität also viele Autos keineswegs für die knapp 7000 Euro, mit denen man für das Basismodell des Dacia Sandero kräftig die Werbetrommel rührt.

Wegen SUV-Trend: Autokäufer zahlen bereitwillig mehr

Bemerkenswert ist, dass die Autokäufer offenbar bereitwillig die immer höheren Preise zahlen, denn ausgerechnet die verschiedenen SUV-Segmente boomen immer noch:

  • “So stieg der Marktanteil der SUV im ersten Halbjahr 2015 auf 19,1 Prozent von 18,0 Prozent im Jahr 2014, während gleichzeitig der Marktanteil für Klein- und Kleinstwagen von 23,2 Prozent auf 22,4 Prozent sank”, sagt Automarkt-Experte Dudenhöffer.
  • Genau das treibe aber die Durchschnittspreise in die Höhe, denn der Listenpreis eines SUV liege mit 34.263 Euro 22 Prozent über dem Listenpreis des Durchschnitts-Neuwagens.

SUV liefern höhere Gewinne

  • Für die Autobauer bedeutet das gute Gewinne: “Geht man von einem Durchschnitts-Gewinn von fünf Prozent vom Listenpreis aus, bringt ein SUV dem Autobauer mehr als 300 Euro zusätzlichen Gewinn gegenüber dem Standard-Neuwagen”, schätzt Dudenhöffer.
  • Und: Das Angebot von SUV wächst in allen Segmenten, vom Mini-Segment (zum Beispiel Fiat 500 X, Mini Countryman, Opel Adam Rocks) bis hin zum Premium-Segment (zum Beispiel Porsche Macan, Mercedes GLC oder der neue Jaguar F-Pace). Auch die diesjährige Automesse IAA zeigt, welche bedeutende Rolle SUV-Premieren spielen.

1980 kostete ein Neuwagen noch 8000 Euro

“Im Jahr 1980 haben die Deutschen im Schnitt noch 8.420 Euro für einen Neuwagen ausgegeben”, sagt Ferdinand Dudenhöffer. Die 20.000 Euro-Latte wurde bereits im Jahr 2000 gerissen. Im Jahr 2005 betrug der Durchschnittspreis von Neuwagen noch 22.793 Euro. Es gab beim Aufwärtstrend der vergangenen Jahrzehnte nur wenige Ausreißer wie das Jahr 2009, als die Abwrackprämie für einen (kurzfristigen) Boom bei günstigen Kleinwagen sorgte.

Der Vergleich zu früheren Zeiten ist natürlich immer mit Vorsicht zu genießen:

  • Erfasst wurde in der Analyse immer der Listenpreis ohne Zusatzausstattung und ohne Berücksichtigung von Rabatten. “Die tatsächlich im Markt erzielten Transaktionspreise bewegen sich damit leicht über den von uns ermittelten Durchschnittspreisen, da Zusatzausstattungen im Durchschnitt mit höheren Ausgaben als die erzielten Rabatte zu Buche schlagen”, sagt Ferdinand Dudenhöffer.
  • Einige populäre Automodelle sind im Verhältnis zu ihren Vorläufern sehr viel teurer geworden, bei anderen ist der inflationsbereinigte Zuwachs eher gering. Anhand eines Bundesbank-Gutachtens hat FOCUS Online diesen Zusammenhang aufgezeigt.
  • Der Mehrwertsteuersatz betrug 1980 noch 13 Prozent, ab 1983 kletterte er in mehreren Stufen auf den ab 2007 und derzeit noch gültigen Satz von 19 Prozent. Schuld an gestiegenen Preisen ist also auch die wachsende Gier des Fiskus.
  • Die Motorleistung sowie die Grund- und Sicherheitsausstattung heutiger Modelle ist mit Autos aus den 80er Jahren kaum vergleichbar. ABS, ESP und Airbags, Klimaanlage und Radio sind heute in vielen Fahrzeugklassen der Minimum-Standard. Auf den folgenden Seiten sehen Sie in Tabellen, wie sich die Neuwagenpreise seit 1980 entwickelt haben