Was Pegida und fundamentalistische Christen gemeinsam haben
Immer mehr sind es geworden, die Pegida-Demonstranten in Dresden, am vergangenen Montag sollen es laut Polizei 25.000 gewesen sein. Wissenschaftler und Experten versuchen hektisch herauszufinden, woher so viel Wut kommt. Wer diese „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ wirklich sind.
Sektenbeauftrager sieht Parallelen zu fundamentalen Christen
Der Sektenbeauftragte der sächsischen Landeskirche, Harald Lamprecht, sagt, zwar seien die meisten Pegida-Demonstranten religionskritisch, wie in der Region üblich. Aber er sieht teils auch partielle Übereinstimmungen mit fundamentalistischen Christen. Es gebe „sicher eine Schnittmenge zwischen fundamentalistischen Positionen innerhalb des Christentums und den Pegida-Demonstranten“, sagte Lamprecht der „Welt am Sonntag“. Da sei vor allem „die Angst vor dem Islam und vor einer Überfremdung durch vermeintlich zu viele Flüchtlinge“.
Nach Angaben der „Wams“ gelten in Sachsen 20 Prozent der Gemeinden als evangelikal, also als besonders konservativ. Die Rede ist sogar von einem „Sächsischen Biblebelt“.
Kirchen nennen Ziele von Pegida „unerträglich“
Das dürfte der Evangelischen Kirche nicht gefallen. „Es ist unerträglich, wenn Menschen da auf die Straße gehen gegen noch Schwächere“, hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, dem Deutschlandfunk gesagt. Ähnlich hatte sich auch die katholische Kirche positioniert. Während einer Demo etwa wurde die Beleuchtung am Kölner Dom abgeschaltet, um den Pegida-Leuten diese Kulisse zu versagen.
Und die evangelische Erwachsenenbildung in Sachsen hat auf der Seite „Kirche für Demokratie“ ebenfalls eindeutig Stellung bezogen:Die angebliche Islamisierung sei nur ein „Feigenblatt“, unter dem Demonstranten Nationalismus und Hass schürten. Denn dass man den radikalen Islam ablehne, brauche man nicht erst zu betonen, das sei gesellschaftlicher Konsens.
Ablehnung des Islam
Fakt ist aber offenbar, dass es unter konservative Christen eine Anfälligkeit für islamophobe Thesen gibt. In einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung wird auf Untersuchungen verwiesen, denen zufolge, Ausländerfeindlichkeit sei eine „Einstiegsdroge“ in den Rechtsradikalismus. Und Menschen mit religiösem Hintergrund zeigten Islamfeindlichkeit häufiger als andere. „Von fundamentalistischen Christen wird vor allem der Islam in Deutschland als expansiv und anti-christlich beschrieben“, heißt es da.
Die „Wams“ zitiert die Autorin der Studie, Jennifer Stange: „Für den Rechtspopulismus ist die Idee des christlichen Abendlands und die Pose des Kulturkampfs essenziell.“ Sie hat beobachtet, dass auf Pegida-Demos inzwischen auch Kreuze gezeigt würden.
Das kann man getrost als widerlich einstufen. Allerdings macht eine Sache Hoffnung: Dass sich Pegida da mit einem mächtigen Gegner angelegt hat. Es ist anzunehmen, dass sich die großen Kirchen so etwas nicht gefallen lassen werden.