Wolfgang Hawly

Blatter-Kenner Häfliger über den Fifa-Boss„Sepp Blatter hat die ganze Schweiz in den Dreck gezogen“

Fifa-Boss Sepp Blatter will sich trotz weltweiter Kritik wiederwählen lassen. Der umstrittene Präsident versucht mit allen Kräften, die hektischen Tage zu durchstehen. Im Interview erklärt der Schweizer Reporter André Häfliger, warum ein ganzes Land unter dem Kampfeswillen des Wallisers leidet.

Dieser Mann weiß über Sepp Blatter mehr als kaum ein anderer. André Häfliger kennt den umstrittenen Fifa-Präsidenten seit gut 30 Jahren. Früher beim „Blick“, aktuell Chefreporter der„Schweizer Illustrierten“.

Der 58-jährige Journalist erklärt im Interview mit FOCUS Online, wieder Fifa-Boss versucht,die aktuelle Krise zu durchstehen– und warum er Blatter wünscht, dass er am Freitag nicht mehr gewählt wird.

FOCUS Online:Herr Häfliger, alle Welt fordert den Rücktritt von Sepp Blatter. Doch der Fifa-Boss wird sich am Freitag wohl zur Wiederwahl stellen. Wieso kann er auch nach vier Amtszeiten nicht loslassen?

André Häfliger:Er ist ein Kämpfer. Er kämpft wie ein Löwe. Und er ist dabei schlau wie ein Fuchs. Aufgeben ist nichts für ihn, das war noch nie eine Option. Das hat auch mit seiner Herkunft aus dem Wallis zu tun, die Leute dort sind zäh, sie beißen sich durch. Ein Rücktritt kommt für ihn nicht infrage. Dabei geht es ihm nicht mal um Geld.

FOCUS Online:Sondern?

Häfliger:Vor allem um Macht. Es gibt diese Machtmenschen, die nicht mehr ohne eine gewisse Position leben können. Und natürlich hat er auch das Leben mit den vielen Privilegien lieben gelernt. Die tollen Hotels, die noblenReisen, er wird überall empfangen wie ein großer Staatsmann. Es gibt viele Länder auf dieser Welt, da liegt man ihm zu Füßen. Das macht süchtig.

FOCUS Online:Sie kennen Blatter sehr gut, wie steht er diese hektischen Tage durch?

Häfliger:Er hat zwar nicht viele Freunde, aber es gibt ein paar Leute bei der Fifa, die fest zu ihm stehen. Er weiß, dass es jetzt sehr ungemütlich ist. Für ihn heißt es im Moment einfach nur: Kopf runter, Augen zu und durch. Er will diese Wahl noch mal gewinnen. Aber er weiß selbst, dass es jetzt ganz schön knapp werden kann. Als einer, der ihn seit vielen Jahren kennt, wünsche ich ihm, dass er nicht mehr gewählt wird. Und dass er dann einen würdigen Abschied bekommt. Es ist Zeit, dass es einfach vorbei ist.

FOCUS Online: Sodass endlich ein Neustart bei der Fifa erfolgen kann?

Häfliger:Ja klar,diese schlimmen Geschichten müssen ein Ende haben. Wir alle leiden doch darunter. Als ich jetzt von den Festnahmen gehört habe, bin ich aus allen Wolken gefallen. Für mich als Schweizer tut das einfach nur weh. Wir wussten ja, dass bei der Fifa viel schiefläuft. Aber dass alles so verseucht ist? Das ist eine Katastrophe für uns. Wir Schweizer fühlen uns von ihm verarscht. Er hat ein ganzes Land angelogen und in den Dreck gezogen. Er macht unser Image kaputt.

FOCUS Online:Nun ja, der Beliebteste war Blatter aber noch nie.

Häfliger:Aber das ist jetzt eine neue Dimension. Unsere ganze Bevölkerung leidet unter den schmutzigen Geschäften der Fifa. Drei Viertel der Welt sind korrupt. Und das Schlimmste ist, dass man die Schweiz immer mit diesen Machenschaften der Fifa in Verbindung bringt.