Wolfgang Hawly

Noch wahnsinniger als in den USA…-Auswirkungen des Franken-Hammers: Dem Irrsinn sind Tür und Tor geöffnet

Der 15. Januar 2015 ist in die Geschichte eingegangen: Nach Jahren der krampfhaften Euro-Bindung hat die Schweizer Notenbank den Wechselkurs des Franken freigegeben – mit verheerenden Folgen für die Schweizer Exportwirtschaft.

Mit dem festgesetzten Mindestkurs von 1,20Franken je Euro beabsichtigte die Schweizer Notenbank (SNB) die Preisstabilität sicherzustellen, musste aber auch jede Aktion von EZB-Chef Mario Draghi mittragen. Um diesen Mindestkurs zu halten, setzte die SNB die freie Marktwirtschaft außer Kraft und intervenierte wiederholt am Devisenmarkt.

Aufgeblähte Bilanz der SNB

Das Ausmaß der Interventionen macht die Bilanzsumme der SNB deutlich. Die Devisenbestände der SNB sind auf 525,3 Milliarden Franken angeschwollen. Somit ist die Bilanzsumme mehr als dreimal so groß wie 2008. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Hüter der Schweizer Währung im Verhältnis fast genauso viel „Geld gedruckt“ haben wie die US-Notenbank Fed.

In Relation zur Wirtschaftskraft sieht es in der Schweiz sogar noch wahnsinniger aus als in den USA. Die Schweizer haben ihre Bilanzsumme auf 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgebläht – die Amerikaner lediglich auf 27 Prozent. Folglich hat die SNB ungleich mehr Risiken in der Bilanz als die Fed.

Die Eidgenossen kapitulieren

Jetzt hat die SNB vor den weiteren Maßnahmen der EZB, die unbegrenzt Staatsanleihen aufkaufen und somit noch mehr Geld in das System pressen will, sowievor den Devisenmärkten endgültig kapituliert.Die Reaktion war knallhart – binnen kürzester Zeit gab es nur noch 0,86 Franken je Euro. In der Spitze stürzte der Euro zum Franken um knapp 30 Prozent ab, der größte Verlust seit Freigabe derWechselkurseim Jahr 1971.

Um die Attraktivität des Frankens zu mindern, hat die SNB parallel die Negativzinsen um 0,5 Punkte auf 0,75 Prozent gesenkt. Wer Franken hortet, wird mehr denn je zur Kasse gebeten. Ferner verschiebt die SNB das Zielband für ihren Referenzzins Dreimonats-Libor weiter in den negativen Bereich auf minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent.

Schweizer Aktienkurse kollabieren

Dem Irrsinn sind Tür und Tor geöffnet. Verheerende Konsequenzen hatte die Entscheidung für den Schweizer LeitindexSMI – dieser verlor in der Spitze 14 Prozent. Parallel flüchteten die Investoren in Schweizer Anleihen. Die Nachfrage ist mittlerweile so hoch, dass selbst neunjährige Schweizer Staatspapiere eine negative Rendite aufweisen. Dies bedeutet nichts weiter, als dass die Schweiz sogar dann noch Geld von den Anlegern bekommt, wenn sie sich von ihnen für neun Jahre Geld ausleiht. Wer kann dies noch ernst nehmen?Aktien – Die Werte des Schweizer Aktienindex SMI

Besitzer von Fremdwährungskrediten stehen jetzt vor gewaltigen Problemen. Bis zum 15. Januar 2015 hat man für einen Euro rund 1,2 Franken bekommen. Erhält man zukünftig lediglich einen Franken für einen Euro, muss man für einen 100.000-Franken-KreditohneZinsenstatt 83.000 Euro nun 100.000 Euro zurückbezahlen.

Heute kann noch niemand endgültig die Folgen der Notenbank Entscheidung abschätzen. Die Auswirkungen für die Schweizer Exportwirtschaft werden voraussichtlich immens sein. Ein weiteres Mal ist Unmögliches möglich geworden, und das Kartenhaus Finanzsystem hat einen weiteren Schlag bekommen. Es ist mehr denn je an der Zeit, umzudenken. Noch ist Zeit, und nichts ist alternativlos. Ein spannendes Jahr steht uns bevor.