Berlin – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einen düsteren Weltwirtschaftsausblick gewagt. Die Wachstumsprognose müsse deutlich nach unten korrigiert werden. Die IWF-Experten wörtlich: „Die Geschwindigkeit des Wachstums hat in den letzten Jahren enttäuscht.“ Besonders die Risiken für die Weltkonjunktur hätten in den letzten Monaten rapide zugenommen. Eine neue Weltwirtschaftskrise sei durchaus möglich.
Die Wachstumsprognose wurde von 3,7 Prozent auf 3,3 Prozent heruntergeschraubt. Auch für das kommende Jahr liegen die Prognosen unter den Erwartungen, die der IWF noch im April formuliert hatte. Für Deutschland wurden die Wachstumserwartungen um einen halben Prozentpunkt nach unten korrigiert.
Die Gründe für die trüben Aussichten sind vielfältig. Die Eurozone treibe auf eine Stagnation zu, der erhoffte Aufschwung rückt in weite Ferne. Der IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard sagte dazu: „Es besteht das Risiko, dass die Erholung in der Eurozone stagniert. Aber sollte dieses Szenario wahr werden, würde es ein großes Problem werden.“ Geopolitische Krisen im Nahen und Mittleren Osten verursachen ökonomische Schäden durch steigende Energiepreise. Auch warnt der IWF vor einer Überhitzung der internationalen Finanzmärkte, da die derzeit recht hohen Kurse nicht die tatsächliche Situation der Wirtschaft widerspiegeln. Die Investitionen seien zu gering, was sich wiederum in fehlender Nachfrage vor allem in den großen Volkswirtschaften niederschlage. Überdies warten in vielen Ländern notwendige Strukturreformen auf ihre dringende Umsetzung. Auch Brasilien kämpft mit einer deutlich abgeschwächten Konjunktur und Russland leidet zunehmend unter den Sanktionen wegen der Ukraine-Krise. Diese Sanktionen führen aber auch zu wirtschaftlichen Verlusten in EU-Staaten, die die Sanktionen verhängt haben, allen voran in Deutschland.
Lediglich für die USA werden positive Zukunftsaussichten prognostiziert. So werden Wachstumsraten in Höhe von 2,2 Prozent für dieses Jahr und 3,1 Prozent für das kommende Jahr vorhergesagt.
Für Deutschland empfiehlt der IWF, die öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur zu steigern. Dass der IWF mit seinem Latein offenbar am Ende ist, belegt der Hinweis, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik noch weiter lockern solle, wenn Inflation weiterhin nicht nennenswert steigt. Die Politik des billigen Geldes hat doch letztlich erst dazu geführt, dass die offizielle Inflation deutlich gesunken ist.
Wenn die Folgen des billigen Geldes mit weiterem billigen Geld bekämpft werden sollen, wird der Bock zum Gärtner gemacht.
Quelle: Oliver Blanchard