„Eine Form von Beschiss“ Undercover-Reporter decken auf: So bringt Air Berlin Kunden um ihr Geld
Ein WDR-Reporter hat sich bei Air Berlin eingeschleust, in einen Kurs für Call-Center-Mitarbeiter. Dort sollen die angehenden Servicekräfte der Fluglinie offenbar lernen, wie sie Kundenbeschwerden abschmettern – auch wenn die berechtigt sind.
Verspätet, umgeleitet, Landung auf dem falschen Flughafen: So hatte sich Familie Schär ihre Heimreise aus dem Sommerurlaub nicht vorgestellt. Statt zügig aus dem portugiesischen Faro nach Hause zu kommen, mussten Mutter, Vater und Sohn eine 14-stündige Odyssee hinter sich bringen.
Der Flieger landet in Köln-Bonn, statt in Düsseldorf, die letzte Strecke muss die Familie dem Bus zurücklegen. Information oder gar Betreuung durch Air-Berlin-Mitarbeiter? Fehlanzeige.
Und es kommt noch schlimmer: Nach der Heimkehr geht der Ärger erst richtig los: als die enttäuschten Urlauber von der Fluglinie eine Entschädigung für die Verspätungen verlangen.
Was die Schärs dabei erleben, schildert die WDR-Dokumentation „Aufgedeckt“, die am Montagabend um 21.00 Uhr im Dritten im WDR-Fernsehen zu sehen ist. Ergebnis der Recherchen:Air Berlin unternimmt offenbar alles, um Entschädigungszahlungen zu vermeiden.
Abwiegeln mit System?
So wie Familie Schär geht es Kunden von Air Berlin immer wieder. Sie fühlen sich verschaukelt – und mies betreut; das zeigen zahlreiche Einträge inInternet-Foren. Um herauszufinden, wie es dazu kommt, schleuste sich ein WDR-Reporter in eine vierwöchige Call-Center-Schulung für Air Berlin-Mitarbeiter ein.
Dort erlebte der Reporter, wie die Servicekräfte lernen, Kundenbeschwerden und Reklamationen abzuwiegeln – auch wenn diese berechtigt sind.
Demnach ließ der Air-Berlin-Schulungsleiter die angehenden Call-Center-Mitarbeiter über Entschädigungen für Verspätungen gezielt im Dunkeln: „Wieviel es gibt, das wollen wir euch gar nicht sagen, denn das sollt ihr dem Kunden auch gar nicht sagen“, begründete er seine Nichtinformation.