Wolfgang Hawly

„Eine Form von Beschiss“                                                                                        Undercover-Reporter decken auf:                                                                            So bringt Air Berlin Kunden um ihr Geld

Ein WDR-Reporter hat sich bei Air Berlin eingeschleust, in einen Kurs für Call-Center-Mitarbeiter. Dort sollen die angehenden Servicekräfte der Fluglinie offenbar lernen, wie sie Kundenbeschwerden abschmettern – auch wenn die berechtigt sind.

Verspätet, umgeleitet, Landung auf dem falschen Flughafen: So hatte sich Familie Schär ihre Heimreise aus dem Sommerurlaub nicht vorgestellt. Statt zügig aus dem portugiesischen Faro nach Hause zu kommen, mussten Mutter, Vater und Sohn eine 14-stündige Odyssee hinter sich bringen.

Der Flieger landet in Köln-Bonn, statt in Düsseldorf, die letzte Strecke muss die Familie dem Bus zurücklegen. Information oder gar Betreuung durch Air-Berlin-Mitarbeiter? Fehlanzeige.

Und es kommt noch schlimmer: Nach der Heimkehr geht der Ärger erst richtig los: als die enttäuschten Urlauber von der Fluglinie eine Entschädigung für die Verspätungen verlangen.

Was die Schärs dabei erleben, schildert die WDR-Dokumentation „Aufgedeckt“, die am Montagabend um 21.00 Uhr im Dritten im WDR-Fernsehen zu sehen ist. Ergebnis der Recherchen:Air Berlin unternimmt offenbar alles, um Entschädigungszahlungen zu vermeiden.

Abwiegeln mit System?

So wie Familie Schär geht es Kunden von Air Berlin immer wieder. Sie fühlen sich verschaukelt – und mies betreut; das zeigen zahlreiche Einträge inInternet-Foren. Um herauszufinden, wie es dazu kommt, schleuste sich ein WDR-Reporter in eine vierwöchige Call-Center-Schulung für Air Berlin-Mitarbeiter ein.

Dort erlebte der Reporter, wie die Servicekräfte lernen, Kundenbeschwerden und Reklamationen abzuwiegeln – auch wenn diese berechtigt sind.

Demnach ließ der Air-Berlin-Schulungsleiter die angehenden Call-Center-Mitarbeiter über Entschädigungen für Verspätungen gezielt im Dunkeln: „Wieviel es gibt, das wollen wir euch gar nicht sagen, denn das sollt ihr dem Kunden auch gar nicht sagen“, begründete er seine Nichtinformation.

Wolfgang F. Hawly

Am Rande der Verzweiflung:   Stunden in der Hotline:                                 Meine Odyssee in der Warteschleife von Kabel Deutschland

 

Ein Highspeed-Internet-Anschluss für 19,90 Euro, das klingt nach einem verlockenden Angebot. Doch wehe, es geht etwas schief. Denn helfen kann einem keiner – schon gar nicht die Hotline, wie FOCUS Online-Korrespondentin Martina Fietz erfahren musste.

Schnelles Internet? Am erfolgreichen Wirtschaftsstandort Deutschland sollte das im digitalen Zeitalter wohl selbstverständlich sein. Warum also nicht bei mir zu Hause? In den Großstädten funktioniere es gut, heißt es doch immer. Und ich wohne schließlich in der Bundeshauptstadt.

DochTelekom und Vodafone räumten mir kleinmütig ein, sie könnten uns nicht wirklich zu mehr Speed verhelfen. Dann klingelte irgendwann Kabel Deutschland mit einer Verheißung an: 100 Mbit/s. Wer wollte da Nein sagen, zumal die vielen Nachfragen, ob das denn mit Alarm- und Telefonanalage alles kompatibel sei, zur Zufriedenheit beantwortet wurden? Hinzu kommt der günstige Preis: Im ersten Jahr soll ich nur 19,90 Euro pro Monat zahlen.

Auch zu Hause soll der Fortschritt einziehen

Vergangene Woche stand dann auch zum verabredeten Zeitpunkt der Techniker vor der Tür. Das gehe alles ganz flott, versprach er – um im nächsten Moment festzustellen, mit der im Haus installierten Alarmanlage sei sein System aber nicht zu koppeln. Was nun? Die 100 Mbit/s locken so sehr, dass die Anlage nun umgerüstet wird.

Also installiert der ernsthaft engagierte Mann alles Notwendige, inklusive, zeigt mir, wie schnell die FOCUS-Online-Seite sich nun auf dem Tablet aufbaut und lässt mich mit dem Gefühl zurück, dass nun auch zu Hause endlich der Fortschritt eingezogen ist.

Das Gerät ist wohl kaputt

Die Stimmung erfährt jedoch sehr schnell einen Dämpfer. Schon am Abend tut das System es nicht mehr. Keine Spur von der FritzBox – nicht auf dem Laptop, nicht auf dem Smartphone. Die Kontrollleuchte auf dem Teil blinkt auch nur ab und zu müde, um dann wieder minutenlang zu erlöschen, was den Techniker – dessen Handynummer ich vorsorglich gespeichert hatte – zu der Annahme veranlasst, das Gerät sei wohl kaputt. Ein neues kann er aber nicht ordern. Dafür muss die Hotline ran. Ich ahne Böses.

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M. FietzFOCUS-Online-Korrespondentin Martina Fietz wurde von Kabel Deutschland zur Verzweiflung gebracht

Ich ahne nicht, wie sehr ich später schreien möchte

Mein erster Versuch, den Austausch morgens früh vor der Fahrt ins Büro auf den Weg zu bringen, scheitert dann auch. Zwar arbeite ich mich noch tapfer durch die vielen Fragen der Computerstimme, ob es mir um ein neues Produkt gehe, um eine technische Frage oder um andere Themen. Artig wähle oder sage ich die erforderlichen Nummern, immer begleitet von einem auf- und abschwellenden Synthesizer-Sound.

Brav versichere ich, dass ich nichts dagegen habe, wenn zur Sicherung der Servicequalität einzelne Gespräche aufgezeichnet werden. Da kann ich noch nicht ahnen, wie sehr ich irgendwann nur noch schreien möchte. Auch sage ich artig meine neunstellige Kundennummer auf. Ich höre mir vom Band an, dass sich manches technische Problem bereits lösen lasse, wenn ich einfach den Netzstecker ziehe – als ob ich da nicht schon selbst drauf gekommen wäre. Doch dann habe ich endlich einen Menschen am anderen Ende der Leitung.

Die Frauenstimme will das Ganze getestet sehen

Wer nun denkt, dass der Dame die Weitergabe der Techniker-Information über das defekte Gerät ausreicht, ist aber komplett auf dem Holzweg. Die Frauenstimme will das Ganze erst einmal getestet sehen. Doch ich darf nicht so lange die Call-Center-Leitung blockieren. Also kommt ein Rückruf. Meine Gesprächspartnerin ruft mir Aufträge zu: USB-Kabel, Benutzeroberfläche, http://fritzbox, Enter, Sprache, weiter, Kennwort usw. usw.

Als ich sie mahne, es solle ein wenig langsamer gehen, ich sei auf diesem Feld kein Experte, gibt sie mir den klugen Rat, jemanden ans Telefon zu holen, der sich auskenne. Leider ist da im Moment niemand, außerdem drängt die Zeit. Ich schreibe mir die Aufträge auf einen Zettel, verspreche, alle erforderlichen Häkchen zu setzen, notfalls auch eine Rücksetzung auf die Werkseinstellung vorzunehmen und fahre erst einmal ins Büro.

Fehlt nur noch das „Ätsch-Bätsch“ am Ende

Samstagnachmittag dann scheint mir ein guter Moment, um die Aufträge der Kabel-Deutschland-Stimme auszuführen. Tatsächlich komme ich nach den Befehlen meiner Hotline-Instruktorin Schritt für Schritt weiter. Am Ende funktioniert nach den Angaben auf besagter Benutzeroberfläche tatsächlich alles – bis auf die FritzBox, die immer noch kein dauerhaftes Signal aussendet. Das mit der Werkseinstellung klappt auch nicht.

Also rufe ich wieder an. Diesmal direkt bei der Nummer, die mich tags zuvor zurückgerufen hat. Doch so leicht will es mir Kabel Deutschland natürlich nicht machen. Mir antwortet wieder eine Stimme vom Band: Ja, ja, ich sei schon im Technikzentrum, aber um Hilfe zu bekommen, müsse ich folgende zentrale Nummer wählen. Fehlt nur noch das „Ätsch-Bätsch“ am Ende.

Wolfgang Hawly

Tech-Milliardär Peter Thiel investierte in Facebook und PayPal. Jetzt steigt er ins Marihuana-Geschäft ein

Amerikas boomende Marihuana-Industrie erhält Verstärkung durch einen der berühmtesten Silicon-Valley-Milliardäre: Der durch seine frühen Einstiege bei Facebook und PayPal bekannte Peter Thiel hat sich mit seinem mehr als zwei Milliarden Dollar schweren Founders Fund an der auf Cannabis-Geschäfte spezialisierten Private-Equity-Firma Privateer Holdings beteiligt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Über die Höhe der Investition gibt es keine konkreten Angaben, es ist lediglich die Rede von „mehreren Millionen Dollar“.

Privateers Portfolio besteht aus drei Startups, die von der fortschreitenden Cannabis-Legalisierung in den USA profitieren wollen. Zuletzt hatte die Beteiligungsfirma Schlagzeilen gemacht, als sie die Erben der Reggae-Ikone Bob Marley als Namensgeber für die Marke „Marley Natural“ gewinnen konnte.

„Meilenstein für die Gras-Branche“

Privateer bezeichnet den Einstieg des ersten institutionellen Großinvestors als Meilenstein für die ganze Branche.

Der Founders Fund, den Thiel 2005 mit zwei seiner PayPal-Mitbegründer startete, ist unter anderem an den Trendfirmen Airbnb, Spofify, SpaceX, Oculus und Lyft beteiligt.

Obwohl Marihuana – in der Regel zu medizinischen Zwecken – mittlerweile in 23 von 50 US-Staaten erlaubt ist, haben viele Firmen es schwer, Kapitalgeber zu finden.

Branche wird zum Milliardenmarkt

Banken gewähren kaum Kredite, um nicht mit den Geldwäschegesetzen in Konflikt zu geraten. Dennoch ist rund um das Geschäft mit Cannabis längst ein Milliardenmarkt entstanden.

Experten gehen davon aus, dass der Umsatz mit legalen Verkäufen in den nächsten Jahren massiv wachsen wird. Die Branche setzt auf einen weiteren Abbau der rechtlichen Hürden, der früher oder später das ganz große Geld anlockt.

(tof/dpa)

Wolfgang Hawly

Tom Buhrow: „ARD und ZDF haben sich seit Jahren in die Tasche gelogen“

 

WDR-Intendant Tom Buhrow möchte die öffentlich-rechtliche Anstalt gesund verkleinern, sein Konzept des „sinnvollen Schrumpfens“ werde bereits umgesetzt. Wie das aussieht und warum sich ARD und ZDF „seit Jahrzehnten in die Tasche gelogen haben“, erzählte er dem „Focus“.

Im Interview mit dem Nachrichtenmagazins sagte er: „Dieses Sich-selbst-in-die-Tasche-Lügen, das will ich nicht mehr.“ Das hätten ARD und ZDF „seit Jahrzehnten gemacht und immer mehr Aufgaben übernommen, ohne neue Leute einzustellen“.

Sein Konzept des sinnvollen Schrumpfens werde bereits umgesetzt. „Das Bitterste bislang“ seien die Einschnitte bei der „Lokalzeit“, dem laut Buhrow „populärsten, aktuellen Informationsprogramm im WDR Fernsehen“.

Das sendet seit Ende Dezember nur noch montags bis freitags jeweils eine eigene Sendung aus elf NRW-Regionen, am Wochenende nur noch eine gemeinsame Sendung. „Einen Teil des eingesparten Geldes investieren wir in die ‚Lokalzeiten’ unter der Woche, um diese noch attraktiver zu machen“, so Buhrow.

„Ich setzte darauf, den WDR zu reformieren und zu verkleinern“

Auf die Frage, ob der öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt mit Blick auf zwei Vollprogramme, sieben Dritte und über 60 Radioprogramme „sinnvoll schrumpfen“ solle, sagte Buhrow: „Wer eine solche Debatte über eine Radikalreform wirklich führen will, der muss das dann aber auch bitte sehr ehrlich tun – und die fatalen Folgen, beispielsweise für renommierte Kulturprogramme, klar und deutlich benennen.“

Er sehe nicht, dass „die Menschen eine Radikalreform wollen“. Buhrow sagte: „Ich setzte darauf, den WDR zu reformieren und zu verkleinern“.

Zur Kritik an der Expansion der öffentlich-rechtlichen Sender im Internet sagte Buhrow: „Wir müssen dahin gehen, wo die Leute uns nutzen – dafür bezahlen sie uns doch auch!“ Durch die digitale Revolution sei „der Frieden zwischen Verlegern und Öffentlich-Rechtlichen gebrochen. Wir haben ständig schlechte Presse“, beklagte der Intendant. Er glaube, man werde „die Art und Weise, wie wir in der Zukunft öffentlich-rechtliche Inhalte konsumieren, nicht mehr wiedererkennen“. Die Sender könnten den Verbreitungsweg Internet nicht ausschließen, „auch wenn es sich nicht mehr um Broadcasting im eigentlichen Sinn handelt“.

„Viele meiner Kollegen haben in Russland studiert und leben dort“

Die Kritik an der Ukraine-Berichterstattung der ARD hat Buhrow entschieden zurückgewiesen. Zum „Focus“ sagte er, er könne die Herkunft der Beschwerden nicht beurteilen. „Auffällig ist, dass es eine Zunahme von professionell formulierten und juristisch versierten Programmbeschwerden speziell zur Ukraine gibt“, so Buhrow.

„Ich akzeptiere die kritische Beobachtung der Berichterstattung, und wir prüfen jeden Vorwurf selbstkritisch“, sagte Buhrow weiter. „Was ich aber in aller Form zurückweise, ist der Vorwurf der Einseitigkeit und der Voreingenommenheit.“

Die Berichterstattung zur Ukraine-Krise verantwortet das vom WDR betriebene ARD-Studio Moskau. „Viele meiner Kollegen haben in Russland studiert und leben dort. Zum Teil haben sie russische Ehepartner – wie unser Studioleiter in Moskau, Udo Lielischkies“, sagte Buhrow. Die Ukraine-Reporterin Golineh Atai sei gerade zur Journalistin des Jahres gewählt worden. „Von einer unabhängigen Jury – das sagt doch alles“, so Buhrow.

 

Wolfgang Hawly

Ukraine-Krise: Michael Gorbatschow warnt vor Atomkrieg in Europa – „Werden die nächsten Jahre nicht überleben“

 

Michail Gorbatschow warnt vor einem großen Krieg in Europa wegen der Ukraine. „Ein solcher Krieg würde heute wohl unweigerlich in einen Atomkrieg münden. Wenn angesichts dieser angeheizten Stimmung einer die Nerven verliert, werden wir die nächsten Jahre nicht überleben“, erklärte der Friedensnobelpreisträger gegenüber dem „Spiegel“. „Ich sage so etwas nicht leichtfertig. Ich mache mir wirklich allergrößte Sorgen.“

Angesichts eines „katastrophalen Vertrauensverlustes“ zwischen Russland und dem Westen forderte er dazu auf, die Beziehungen zu „enteisen“, und wandte sich gegen Versuche, Russland zu isolieren, und gegen westliche Wirtschaftssanktionen. „Es war auch falsch, Russland aus der G8 auszuschließen. Das erinnert an Blutrache und führt ins Nichts“, sagte Gorbatschow.

In scharfen Worten kritisierte er die deutsche Ukraine-Politik. „Das neue Deutschland will sich überall einmischen. In Deutschland möchten anscheinend viele bei der neuen Teilung Europas mitmachen“, sagte er. „Deutschland hat im Zweiten Weltkrieg schon einmal versucht, seinen Machtbereich nach Osten zu erweitern. Welche Lektion braucht es noch?“

Putin stürzen zu wollen sei „saudumm und höchst gefährlich“

Als „saudumm und höchst gefährlich“ bezeichnete der letzte Staatschef der Sowjetunion Gedankenspiele im Westen, Putin zu stürzen.

gorbatschow
Michael Gorbatschow

Amerika und der Nato warf Gorbatschow vor, die europäische Sicherheitsstruktur durch die Erweiterung des westlichen Verteidigungsbündnisses zerstört zu haben. „Kein Kremlchef kann so etwas ignorieren“, sagte er, Amerika habe leider angefangen, ein Mega-Imperium zu errichten.

Gorbatschow verteidigte Putins Annexion der Krim, kritisierte aber Putins autoritären Führungsstil. „Wir brauchen freie Wahlen und die Teilnahme der Menschen am politischen Prozess“, sagte er. „Es ist schlicht nicht in Ordnung, wenn jemand wie der Anti- Korruptions-Blogger und Politiker Alexej Nawalny unter Hausarrest gestellt wird, nur weil er den Mund aufgemacht hat.“

jkl

Wolfgang Hawly

Deutsche Telekom: Dreiste Methoden bei neuen Verträgen

 

Bis 2018 will die Deutsche Telekom ihre Technik komplett auf Internet-Telefonie umgestellt haben. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der Konzern seine Kunden unter Druck. Bereits im letzten Jahr drohte er jenen, die sich der Umstellung verweigern, mit Kündigung. Jetzt macht er offenbar Ernst.

Der „Münchner Merkur“ berichtet von einem Betroffenen: Einem Kunden in der bayerischen Landeshauptstadt, der nicht von seinem alten ISDN-Anschluss auf IP umsteigen wollte, wurde demnach von der Telekom gekündigt.

Es ist davon auszugehen, dass der Vorgang kein Einzelfall ist, doch die Telekom verweigert eine genaue Auskunft.
„Wir haben einen mehrstufigen Prozess aufgesetzt, in dem wir die Kunden auf die Umstellung hinweisen und erst im letzten Schritt erfolgt eine Kündigung“, so ein Sprecher des Konzern gegenüber dem „Merkur“.

Kritik aus Politik für „Hauruck-Aktion“

Leidtragende sind vor allem Großstädter, da hier die neue Technik bereits verfügbar ist. Tausende von Kunden erhielten bereits ein Schreiben, in dem sie auf die Umstellung hingewiesen wurden – für ihre Entscheidung bekamen sie eine Frist von vier Wochen gesetzt. Wer sich weigert, dem wird gekündigt.

Der bayerische Landtagsabgeordneter Florian von Brunn (SPD) äußerte sich gegenüber der Münchner „Abendzeitung“ empört: „Die Hauruck-Aktion überfordert viele Kunden, zum Beispiel ältere Menschen, komplett“. Er fordert ein Ende der Kündigungswelle, von der er auch persönlich betroffen ist.

Komplette Umstellung bis Ende 2018

Hintergrund der Kündigungen ist das Vorhaben der Telekom, ihre 20 Millionen Festnetz-Anschlüsse in Deutschland bis Ende 2018 auf Internet-Telefonie umgestellt zu haben. Bei der sogenannten „Voice-over-IP“-Technik (VoIP) sendet das Telefon seine Signale nicht über die Telefonleitung, sondern über Computernetzwerke. Kunden brauchen hierfür einen speziellen Router.

 

Wolfgang Hawly

Wolfgang Kubicki: Wie die Politik im Umgang mit Pegida versagt

Zehntausende gehen auf die Straße, die Politik stemmt sich gegen Pegida. Doch sie greift dabei laut FOCUS-Online-Experte Wolfgang Kubicki zu den falschen Mitteln. Der FDP-Vize fordert weniger Gut-Böse-Denken, dafür mehr Dialog, Argumentation und Aufklärung. Ansonsten, so Kubickis Fazit, bestehe Gefahr für die demokratische Gesellschaft.

Die Innenministerkonferenz (IMK) hat in ihrer Sitzung am 11. und 12. Dezember vergangenen Jahres zur neuen politisch-gesellschaftlichen Erscheinung namens „Pegida“ unmissverständlich Stellung bezogen. In dem gemeinsamen Beschluss, der vor dem Hintergrund der aktuellen, aufgeheizten Diskussion erfrischend differenziert formuliert wurde, heißt es unter anderem wie folgt: „Sie [die IMK] betrachtet die Instrumentalisierung von Ängsten aus der Mitte der Gesellschaft durch Mitglieder des rechtspopulistischen und rechtsextremen Spektrums mit Sorge.“

Und wenige Sätze weiter: „Die IMK nimmt (…) die in Teilen der Bevölkerung vorhandenen und auch in den Demonstrationen zum Ausdruck gebrachten Sorgen und Ängste vor einer angeblichen Überfremdung und vor einer vermeintlichen Entstehung von sog. Parallelgesellschaften ernst.“

Ängste nicht zur politischen Instrumentalisierung nutzen

„Ängste aus der Mitte der Gesellschaft“ heißt in diesem Kontext übersetzt: Diese tiefgreifende Furcht sollte nach Ansicht der Innenminister der Länder – immerhin neun davon Sozialdemokraten, sieben von der Union – tunlichst nicht selbst zur politischen Instrumentalisierung genutzt werden.

Denn diese vielfältigen Besorgnisse können logischerweise schon deshalb kein Randphänomen sein, weil sie in der gesellschaftlichen Mitte vorkommen. Die Länderinnenminister zogen die einzig richtige Konsequenz, dass solchen Ängsten – sollten sie noch so diffus und hanebüchen sein – nicht mit Druck, sondern mit Dialog und Aufklärung begegnet werden müsse.

Wolfgang Hawly

„Schutz kaum möglich“Polizeigewerkschaft: Pegida-Märsche mögliches Terror-Ziel

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft hält vor dem Hintergrund des tödlichen Anschlags auf die Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ auch Kundgebungen wie Pegida in Deutschland für gefährdet. Die Muslime ihrerseits fürchten „Racheakte“.

Zwar könne niemand sagen, ob solch ein Anschlag auch in Deutschland drohe, sagte Rainer Wendt dem „Handelsblatt“ vom Donnerstag. „Aber es braucht nicht viel Phantasie, um die vielen islamkritischen Veranstaltungen, Parolen und Demonstrationen ebenfalls als mögliche Terrorziele zu definieren.“

Polizei mit Schutz „hoffungslos überfordert“

Einen umfassenden Schutz solcher Veranstaltungen hält Wendt indes kaum für möglich. Damit wäre die Polizei „hoffnungslos überfordert“, sagte er der Zeitung. Stattdessen sei es „höchste Zeit“ für eine andere Sicherheitspolitik. Es fehle eine Strategie für Deutschland und Europa darüber, mit welchen Mitteln welche sicherheitspolitischen Ziele angestrebt werden und wann ein Ende der Sparpolitik bei den Sicherheitsbehörden eingeleitet werde.

Wolfgang Hawly

Streit über Anti-Islam-Bewegung Kauder nennt Pegida „unerträglich“

Für Unionsfraktionschef Volker Kauder stehen „Zukunftsverweigerer“ an der Spitze der Pegida-Bewegung. Im Gespräch mit FOCUS kritisierte er deren „unerträgliche“ verbale Attacken. AfD-Co-Chef Konrad Adam hingegen öffnet seine Partei für die Pegida-Anhänger.

Der Vorsitzende der Unionsfraktion, Volker Kauder (CDU) hat scharfe Kritik an der Pegida-Bewegung  geübt. „Was ich in den letzten Tagen von Pegida gelesen und gehört habe, war unerträglich“, sagte Kauder im Interview mit FOCUS. „Slogans wie ‚Sachsen bleibt deutsch‘, Attacken gegen Amerika, das Schwenken russischer Fahnen – da kommt vieles zusammen, was die Grundprinzipien und die Erfolgsbasis unseres Landes in Frage stellt.“

Mit einer Politik, wie sie aufden Pegida-Kundgebungen gefordert werde, „könnten wir unseren Wohlstand nicht bewahren“, warnte der Unionsfraktionschef. „Wir sind auf den internationalen Austausch angewiesen, und dazu gehört, dass Menschen aus der ganzen Welt zu uns kommen können.“ Die Wortführer der Pegida-Demonstrationen nannte er „Zukunftsverweigerer“.

Wolfgang Hawly

Von wegen Aktien: Mit diesen Geldanlagen machten Sparer richtigen Profit

 

Aktien sind das Gebot der Stunde, da sind sich die meisten Anlageberater einig. Doch eine Analyse der Bankenverbands zeigt: 2014 mussten sich Aktien zwei anderen Anlageklassen geschlagen geben. Was das für Sparer bedeutet.

Fürs Sparbuch gibt es praktisch keineZinsenmehr, der Garantiezins für Lebensversicherungen sank zum Jahreswechsel auf nur noch 1,25 Prozent. Kein Wunder, dass Finanzexperten seit Jahren zu Aktien raten. Nur dort, so heißt es, könne man noch ordentliche Gewinne erwirtschaften.

Der Blick in die jüngere Vergangenheit scheint das zu bestätigen: Im Jahr 2013 legte der deutsche Leitindex Dax um satte 25 Prozent zu. Wer damals zu Jahresbeginn 5000 Euro in einen Dax-Indexfonds steckte, ging am Jahrsende mit 6250 Euro nach Hause.

Doch 2014 sieht die Sache anders aus. DerBundesverband deutscher Banken hat ausgerechnet, welche Anlageformen vom 2. Januar 2014 bis zum 2. Januar 2015 am besten abgeschnitten haben.

Totgesagte leben länger

Ergebnis: Aktien rangieren nur auf Platz drei, mit einer Rendite von vier Prozent. Davor liegen Bundesobligationen (Bobls). Das sind Schuldverschreibungen des Bundes. 2014 warfen sie 4,7 Prozent Gewinn ab.

Unangefochten auf Platz eins liegt Gold. Durchaus überraschend. Denn nach den Goldpreis-Höchstständen 2012 und 2013 war es zuletzt ruhig um das Edelmetall geworden.

Nun steht Geld plötzlich wieder als Renditekönig da. Der Bankenverband rechnet vor: Wer Anfang 2014 für 10.000 Euro Gold kaufte, strich am Jahresende 900 Euro Gewinn ein (neun Prozent).

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Bankenverband

Zu früh gefreut

Bevor sich Gold-Fan bestätigt fühlen, sollten sie sich die Rechnung des Bankenverbands allerdings genauer anschauen.

Schon ein Blick auf die Goldpreisentwicklung irritiert. Gold hat nämlich an Wert verloren. Am 1. Januar 2014 kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) 1206 Dollar. Am 31.12.2014 lag der Preis bei 1184 Dollar.

Doch woher kommt dann der Neun-Prozent-Gewinn?

Die Antwort:Aus dem Wechselkurs. Gold wird weltweit in Dollar gehandelt. Der Dollar hat gegenüber dem Euro zuletzt massiv an Wert gewonnen. Wer also sein Gold für Dollar verkaufte und diese dann in Euro umtauschte, strich einen Wechselkursgewinn ein.

Auf den zweiten Blick

Auch bei den Bundesobligationen lohnt ein zweiter Blick. Dort stammen die Gewinne nur zum Teil aus dem eher mickrigenZinsvon einem Prozent. Renditetreiber war dagegen der Kursgewinn. Die Papiere waren gefragt und gewannen deshalb an Wert (Kursveränderung: 100,3 Prozent auf 104 Prozent).

Um diesen Gewinn zu realisieren, muss man das Papier allerdings verkaufen. Wer seine Bundespapiere bis zum Ende der Laufzeit hält, hat davon nichts.

Was bedeutet das nun für Sparer?

Fest steht: Auf Wechselkursgewinne zu setzen, ist hochriskant. Der Währungskurse schwanken stark. Im April 2014 bekam man für zum Beispiel für einen Euro noch 1,38 Dollar, aktuell nur noch 1,17 Dollar.

Zwar dürfte die Euro Schwäche anhalten – weil die US-Notenbank wohl bald die Leitzinsen erhöht, die EZB dagegen weitere Milliarden in die Eurozone pumpen will. Dennoch: Eine seriöse Anlagestrategie sieht anders aus.

Der Bankenverband hält Gold bei der Geldanlage ohnehin nur in kleinen Dosen für sinnvoll. „Gold sollte im Depot nur einen Beimischung sein, fünf bis maximal zehn Prozent des Vermögens“, sagt Bankenverband-Sprecherin Tanja Beller. Schließlich sei Gold keine Geldanlage, die regelmäßige Erträge abwirft. „Die Rendite ist nur aus dem steigenden Goldpreis zu erzielen.“

Fazit:Für langfristig orientierte Anleger führt an Aktien kaum ein Weg vorbei. Wer genug Zeit hat, Kurseinbrüche auszusitzen, hat mit einem breit gestreuten Aktiendepot in den vergangenen Jahrzehnten meistens Gewinne erzielt.