Wolfgang Hawly

Nach Währungs-Hammer: Schweizer Notenbank muss Franken weiter stützen

Die Freigabe des Franken-Kurses ist für die Schweizer Wirtschaft ein Schock. Die Nationalbank interveniert nun offenbar heimlich weiter, damit der Franken nicht noch mehr aufwertet. Dafür spricht ein starkes Indiz.

Die Flucht internationaler Anleger in die Schweiz hält an. Reiche Ausländer tauschten in der vergangenen Woche wieder Milliardenbeträge in Franken, obwohl sie für die Schweizer Währung nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses deutlich mehr zahlen müssen.

Zudem müssen sie mit Negativzinsen auf Vermögen rechnen, die sie in der Schweiz parken.

Wenn Euro und Dollar in Franken getauscht werden, landet das Geld auf den Konten der Banken bei der Schweizer Notenbank. Die Guthaben dort stiegen in der vergangenen Woche sprunghaftum 26 Milliarden auf 365 Milliarden Franken, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Montag mitteilte.

Aufschlussreiches Indiz

Der jüngste Anstieg, der höchste in einer Woche seit März 2013, sei ein sehr starker Hinweise dafür, dass die SNB auch nach der Aufhebung des Mindestkurses weiterhin im Markt interveniert, erklärte ein Devisenexperte der Credit Suisse.

Zugleich erhöhte die SNB den ab dem 22. Januar geltenden Negativzins auf Einlagen der Banken auf 0,75 Prozent von zuvor angekündigten 0,25 Prozent. Die Währungshüter hoffen, dass große internationale Anleger wie etwa Hedgefonds deshalb ihr Geld nicht mehr in Franken sondern etwa in den USA anlegen. Eine Reihe von Geschäftsbanken kündigte an, die Negativzinsen an Großkunden weiterzugeben.

Die Währungshüter wollen eine noch stärkere Aufwertung des Frankens verhindern, die Schweizer Güter im Ausland verteuert und Industrie und dem Tourismus-Gewerbe das Leben schwermacht.

Darbende Banken

Mitte Januar hatte die Notenbank die Verteidigung der Euro-Untergrenze von 1,20 Franken aufgegeben. Unmittelbar danach gewann der Franken im Vergleich zum Euro massiv an Wert. Am Montag notierte der Euro bei 0,9910 Franken.

Für die Schweizer Exportwirtschaft ist das ein Fluch: Ihre Produkte verteuern sich im Ausland – oder die Firmen verzichten auf Gewinne.

Auch die Schweizer Banken leiden: Die Credit Suisse hatte mitgeteilt, dass sich die Frankenaufwertung nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizer Notenbank auf die Gewinnentwicklung des Bankenhauses auswirken könnte. So schlage sich eine zehnprozentige Wechselkursänderung zum Dollar mit 439 Millionen Franken im Vorsteuergewinn nieder. Beim Euro seien es 180 Millionen Franken.