Wolfgang Hawly

Drogenexperte: Crystal Meth ist gar nicht so gefährlich

 

Die Partydroge Crystal Meth überschwemmt seit Jahren Europa. Das Methamphetamin schwappt vor allem aus Tschechiens Giftküchen nach Deutschland herüber.

Doch während die meisten von Crystal Meth als „Horrordroge“ sprechen und vor den „Teufelskristallen“ warnen, gibt es einen, der alles in Frage stellt: Drogenforscher Carl Hart von der Columbia University.

Nach eigenen Drogenerfahrungen in seiner Jugend wählte er statt einer Drogenkarriere die Akademiker-Laufbahn.

Zombiedroge, die jeden Nutzer entstellt?

Hart zufolge werden die Risiken von Drogen wie Crystal Meth maßlos übertrieben dargestellt und dienen primär dazu, Angst zu verbreiten und schockierende Schlagzeilen zu generieren.

Diese gibt es auch in Deutschland. Oft sei von der gefährlichsten und schlimmsten Droge der Welt die Rede, einer „Zombiedroge“, die jeden Menschen nach kurzer Zeit entstelle und süchtig mache.

Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und -Gruppen konsumieren Meth. Die synthetische Droge wirkt euphorisierend, steigert das Selbstwertgefühl, nimmt Grundängste und unterdrückt Bedürfnisse wie Hunger und Müdigkeit. Durch die leistungssteigernde Wirkung wurde die Droge in den letzten Jahren zunehmend nicht mehr nur als Partydroge, sondern auch als Aufputschmittel am Arbeitsplatz verwendet.

“80 Prozent der Crystal-User nicht süchtig”

Carl Hart behauptet: „Über 80 Prozent der Crystal-Nutzer werden überhaupt nicht süchtig.” Die meisten bräuchten weder Therapie noch Strafe. Die vielen Debatten über die Schädlichkeit von Crystal Meth empfindet er als unnötig aufgebauscht von denjenigen, die davon profitieren: Polizei und Suchtkliniken.

Für seine Studien lädt Hart Süchtige ins Labor ein und verabreicht ihnen Drogen, um deren Wirkung auf das Suchtverhalten zu untersuchen.

Sowohl Harts Aussagen als auch seine Methoden bezeichnen viele Suchtforscher als gefährlich. „Angesichts der Problematik von Crystal Meth in Deutschland sind Harts Thesen eine gefährliche Relativierung und so nicht angemessen,” sagt Ingo Schäfer vom Interdisziplinären Suchtforschungszentrum (ZIS) in Hamburg.

Bei regelmäßiger Einnahme führe die Droge beim Großteil der Nutzer zur Abhängigkeit. “Besonders das Risiko der psychischen Abhängigkeit ist hoch. Außerdem kann die Substanz auch zu schweren Symptomen wie Depressionen und Psychosen führen“, sagt Schäfer.

jds/FOL

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