Wolfgang Hawly

Liebe Makler, es reicht! Das ist der fiese Trick, der Makler noch unbeliebter machen wird

Wenn sich auf einer Party herumspricht, dass unter den Gästen ein Makler ist, reicht das aus, um die ausgelassene Stimmung zu zerstören.

Weil jedem sofort Geschichten einfallen, in denen der Makler einfach die Wohnungstür kurz aufgeschlossen hat und trotzdem – natürlich ohne Details zum Wohnobjekt zu wissen – schnell ein paar Tausend Euro kassieren will.

Schon klar. Makler sind eigentlich ganz liebe Menschen und nur bösen Medien berichten immer nur über die schwarzen Schafe.

Mmh, warum bloß, liebe Makler? Vielleicht weil es unter euch einfach zu viele davon gibt.

Denn Makler, die gerade noch einen Streik ankündigten und sich wahrscheinlich noch wunderten, dass nicht sofort alle heulten, planen schon den nächsten fiesen Trick für die Zukunft: Sie wollen weiter die Wohnungsnot in deutschen Großstädten ausnutzen.

Eigentlich, so hat es die schwarz-rote Regierung geplant, soll durch ein neues Gesetz das Bestellerprinzip gelten. Das hat nichts mit Shopping zu tun, sondern heißt vereinfacht: Wer bestellt, muss zahlen. Nicht der potenzielle Mieter muss den Makler zahlen, sondern in der Regel der Eigentümer, der den Makler engagiert hat. Eine feine, weil faire Sache.

Zwar gibt es auch Makler, die sich auf das Bestellerprinzip freuen (und die wir hier nicht unerwähnt lassen wollen), der Lobbyverband sieht das aber freilich anders – und plant nach Recherchen vom Magazin „Panorama“ bereits, das Gesetz aufzuweichen.

Und nicht nur das: Wenn das gelingt, verspricht einer der größten Makler, Haferkamp Immobilien: „In den Toplagen werden wir das weiter haben, dass der Mieter die Zeche zahlt.“

„Dass der Mieter die Zeche zahlt.“ Der Halbsatz reicht eigentlich aus, um zu verstehen, wie die Branche tickt, oder?

„Panorama“ (04.12.2014, 21.45 Uhr, ARD) nahm das zum Anlass, um undercover zu recherchieren – und deckte auf, wie die dreiste Masche funktionieren soll.

Makler sorgen dafür, dass Vermieter ihre Anzeigen nicht mehr auf Portalen wie Immobilienscout oder Immonet inserieren, sondern extra Internetseiten einrichten, die Google nicht findet.

So müssten in der Theorie die Mieter auf die gehassten Makler zugehen und sie bitten, nach entsprechenden Objekten zu suchen. Und, oh Wunder, tadaa, da ist ja die ach-so-versteckte Internetseite des Vermieters. Ganz zufällig, versteht sich. Auf Nachfrage von „Panorama“ versichert der Makler, dass er sich an die Gesetzgrundlage halten werde. Das ist wahrscheinlich gar nicht gelogen. Er hält sich dran, aber umgeht es. Es ist halt alles eine Frage der Perspektive, nicht wahr?

Und alle Makler, die sich jetzt noch immer wundern, warum ihre Berufsgruppe so unbeliebt ist – nun gut, denen ist auch nicht mehr zu helfen.

Quelle: Huffington

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